Klixbüll


plattdeutsch: Klixbüll

friesisch: Klasbel 1)

südjütisch: Klisbøl

dänisch: Klægsbøl

 

Die dörfliche Gemeinde DE-25899 Klixbüll liegt im Amt Südtondern, Kreis Nordfriesland.

 

Lage: 54°48'44.50"N, 8°52'37.00"E (St.-Nikolaus-Kirche), Karte:

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Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Klixbüll ist eine eigenständige Kirchengemeinde und gehört innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Nordfriesland (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Südtondern). Das zuständige Kirchenbuchamt ist das Kirchenkreisarchiv Nordfriesland in Leck.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.

Ortschronik: Dorfchronik Klixbüll, Gemeinde Klixbüll, 1997

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 2): 1352 in Klyxbul, 1462 Klixbul; Karte Johannes Mejers von 1652 Clixbul; Dorfordnung 1723 und Volkszahlregister von 1803 Clixbüll; Jensen 3): Klixbüll und, andere Aufzählungen zitierend (Seite 455): Klinxboell (1240), Kligsbüll; Lesser 4): Clixbüll, "Klixbüll, vormals Klinxbüll" (siehe unten, Verwechslungsmöglichkeiten); Allen 5): Klaegsböl; Lackmann 6): Klicksbull.

 

Laur 2) erklärt den Namen Klixbüll als mögliche Bildung aus dem Personennamen Klegg und Büll = Siedlung, also Kleggs Siedlung.

Er erwähnt zudem den Klixbüllhof: 1540 tho Klixbülgarde, 1607/1608 zu Klixbüllgarde (gårde = Hof) und erläutert den Namen des Hofes Karrharde: 1231 Kyærræheret von dänisch kær = Kratt = Krattharde, wobei Kratt Niederwald bedeutet.

An der Bosbüller Straße steht die Sankt-Nikolaus-Kirche. Sankt Nikolaus gilt als der Patron der Seefahrer.

Sankt Nikolaus zu Klixbüll, Fotos außen 21.05.2011, innen 17.07.2013
Die Kirche ist ein wohl gotischer Backsteinbau. Der Westturm wurde erst 1699 errichtet. Der Altar stammt aus dem Jahr 1621, die Taufe aus dem 13. Jahrhundert mit einem Taufdeckel von 1619 und einer Taufschüssel aus dem mittleren 18. Jahrhundert. Die Kanzel ist von 1618, die Triumphgruppe vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Thronender Christus und zwölf Apostel-Standfiguren vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Grabsteine: in der Kirche Bentzen (18. Jahrhundert), auf dem Friedhof Haisen (ohne Datum).7) Jensen 3) schreibt zudem, dass die Kirche ursprünglich eine halbe Kreuzkirche gewesen war, deren Anbau 1832 abgebrochen und "der Raum durch eine 'Emporkirche' ersetzt" wurde.
Es ist somit klar, dass keiner der bislang überlieferten Klixbüller Vorfahren, deren Klixbüller Lebensdaten aus den Jahren 1535 bis ca. 1623 stammen, die Kirche in ihrer heutigen Gestalt gesehen hat, wahrscheinlich aber einen Teil ihrer Innenausstattung darunter Altar, Taufstein und Taufdeckel.
Lesser 4) schreibt, dass Klixbüll nach dem Untergang der älteren, schon 1240 vorhandenen Kirche nur eine dem St. Nikolaus geweihte Kapelle gehabt habe, welche eine Filiale der Lecker Kirche gewesen sei. Aus dieser Kapelle sei die jetzige Kirche entstanden, welche einen 1619 (in anderer Quelle: 1699 7)) aufgeführten Turm habe.

Jensen 3) bezeichnet Klixbüll als "ansehnliches, eine Viertelmeile sich erstreckendes Kirchdorf", das in Nord- und Süd-Klixbüll geteilt ist. Zum Kirchspiel, das innerhalb der Propstei Tondern liegt, gehören zudem Rückenstadt und Flüh mit nur wenigen Stellen, weiter Buttersbüll, Boesbüll (Bosbüll), die adligen Güter Klixbüllhof und Karrharde und das → Bondengut Wraagaard. Zu Einwohnerzahl und Größe macht er etwas komplizierte Angaben, die auf dem Nebeneinander der adeligen und amtsangehörigen Güter beruhen: "Mit den Amtsuntergehörigen wohnen hier vermischt adl. Karrharder Unterthanen (1840: 131) und adl. Klixbüller (114). Zum Amte gehörten 1769: 28 Pflüge, 54 Bohlsleute, 58 Kätner, 16 Insten, überhaupt 121 Häuser und 547 Personen. 1835: 566. 1840 ... 596, so daß die Gesamtzahl der Einwohner des Kirchspiels 710. Das ganze Kirchspiel bildet nur einen Armendistrikt, die adeligen Güter eingeschlossen. Die Armenlasten sind beträchtlich." Weiter erwähnt er die Hauptschule des Distrikts zu Rückenstadt, wo der Küster wohnt, mit etwa 90 Kindern, eine Nebenschule mit 40 Kindern in Bosbüll und eine Privatschule in Süd-Klixbüll.

Interessant ist sein Hinweis, dass die Kirchen- und die Schulsprache Deutsch, die Volkssprache jedoch meist Dänisch sei. Außerdem weist er darauf hin, dass in der Sturmflut von 1634, der Burchardiflut oder zweiten Groten Mandrenke, im Kirchspiel Klixbüll 60 Menschen umkamen.

 

Noch interessanter ist, dass er den ersten überlieferten Klixbüller Pastor erwähnt: "Claus Broderus, † 1612 nach 43jähriger Amtsführung, war hier also von 1569 gewesen."

Im Original liest sich das so (Ausschnitt aus Seite 483, Quelle: Google Books):

 

 

Ab 1586 habe es in Klixbüll zudem einen studierten Küster, Simon Nissen, gegeben, der zugleich Schulmeister gewesen sei. 1592 sei dieser, nachdem er sich "im Predigen dann und wann geübt" habe, von der Gemeinde "ohne sein Begehren und fast wider seinen Willen" zum Kaplan gewählt worden, wobei er die vorherigen Ämter behalten habe. 1606 sei er gestorben.

Auch hierzu das Original, das auch etwas über seine Einkünfte aussagt (Ausschnitt aus Seite 484, Quelle: Google Books):

 

 

Lesser 4) unterteilt Klixbüll wie folgt:

Das Kirchdorf Klixbüll zählt er administrativ zur Karrharde im Amt Tondern, nennt als zuständigen Schuldistrikt Rückenstadt und macht zu Größe und Einwohnerzahl des in Nord- und Süd-Klixbüll unterteilten Dorfes folgende Angaben: 34 Hufen, 36 Katen und 12 Instenstellen, wovon mehrere zu den Gütern Klixbüll und Karrharde gehörten. Ferner nennt er die "Königl. Roggenmühle und Graupenmühle" sowie 4 Wirtshäuser.

Zum Kirchspiel Klixbüll zählt er neben Klixbüll die Dörfer Buttersbüll (5 Bohlstellen), Rückenstadt (8 Landstellen, Distriktschule, zugleich Wohnung des Küsters; östlich die Landstelle namens Flüh/Flüde), Kathal (5 Bohlen und 1 Kate), Bosbüll/Boesbüll (11 Bohlstellen und 15 Katen, eine Schule nennt er nicht), die Güter Klixbüll und Karrharde, den → Bondenhof Wragaard und Flüth (gemeint ist wohl Flüh) mit insgesamt 840 Personen in 181 Familien und 122 Häusern, davon im Gut Klixbüll 103 Personen in 22 Familien und im Gut Karrharde 123 Personen in 30 Familien, wobei die Besitzungen der Güter auch in anderen Kirchspielen liegen.

Zum adeligen Gut Klixbüll zählt er insgesamt 338 Einwohner in getrennt liegenden Bohlstellen und Katen. Neben dem Stammhof Klixbüllhof in Klixbüll (48 Tonnen) gehören zum Gut Besitzungen im Dorf Klixbüll (78 Tonnen), in Kathal (111 Tonnen), Bosbüll (5 Tonnen), Uphusum (19 Tonnen), Holm (8 Tonnen), Braderup (4 Tonnen), Karlum (23 Tonnen), Tinningstedt (31 Tonnen), Lecksgaarde (5 Tonnen), Bramstedt (5 Tonnen), Leck (7 Tonnen), Kockedal (48 Tonnen, 1 von 2 Hufen, die zweite zum Gut Karrharde), Enge und Engerheide (47 Tonnen), Schardebüll (22 Tonnen), Heide (4 Tonnen), Sande (10 Tonnen), Stedesand (30 Tonnen), Lindbolm (2 Tonnen), Klockries (79 Tonnen), Greiberg 3 Tonnen), Kleiseerkoog (4 Tonnen, 1727 1) eingedeicht), Uhlebüll (6 Tonnen), Humtrup (13 Tonnen), Grelsbüll (2 Tonnen), Hattersbüllhallig (14 Tonnen), Hungerburg (3 Tonnen) und Nordschmedebye (58 Tonnen). Die außerhalb des Kirchspiels Klixbüll liegenden Besitzungen gehören zu den Kirchspielen Bau, Bordelum, Braderup, Enge, Karlum, Leck, Lindholm und Stedesand.

Zum adeligen Gut Karrharde, dessen Stammhof ebenfalls im Dorf Klixbüll liegt, zählt er insgesamt 230 Einwohner. Das Gut sei früher mit dem Gut Klixbüll vereinigt gewesen und habe kein zusammenhängendes Areal, die dazu gehörigen Bohlen und Kathen lägen vielmehr an verschiedenen Orten, teils im Amt Tondern, hier in Klixbüll, Bosbüll, Flüh (Landstelle östlich Rückenstadts), Holm, Kockedal (1 von 2 Hufen, die zweite zum Gut Klixbüll), Enge, Schardebüll, Klockries und im 1566 1) eingedeichten Gotteskoog, teils im Amt Bredstedt, dort in Sterdebüll und Ebüll. Der Stammhof habe nur ein Areal von 63 Demat 91 R. (56 Tonnen). Die außerhalb des Kirchspiels Klixbüll liegenden Besitzungen gehören zu den Kirchspielen Bordelum, Braderup, Enge, Leck, Lindholm, Niebüll und Emmelsbüll.

Den Klixbüller Koog, 1466 1) eingedeicht, rechnet er größtenteils zu den Gütern Klixbüll und Karrharde, im Übrigen zum Dorf Klixbüll.

 

 

Am 01.12.1910 hatte Klixbüll 704 Einwohner.

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: Klixbüller Koog, Klixbüllfeld und Klixbüllhof gehören zu Klixbüll. Der Ort Klix gehört wie Klix-Spreewiese zu DE-02694 Großdubrau in Sachsen. In Großbritannien gibt es einen Ort namens Clixby.

Verwechslungsmöglichkeiten mit Orten in Dänemark bestehen nicht.

Hinweis: Insbesondere bei älterem Schriftgut interpretieren Texterkennungsprogramme das 'x' häufig als 'r'. Im Internet sollte daher z.B. auch mit dem Suchwort 'Klirbüll' recherchiert werden.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein: Laur 2) führt das 15 Kilometer nordwestlich von Klixbüll liegende Kirchdorf DE-25924 Klanxbüll auf, zu dem er weiter ausführt: "1462 Klenxbul, 1505 ... Klangsbull ... 1509 Klenxbul ... - nordfriesisch Klenxbel (geworden aus Klinksböl, Klinksbel) geworden zu Klanxbel." Diesen Ort listet und Lesser 4) auf. Jensen ordnet Klanxbüll innerhalb der Propstei Tondern, der Wiedingharde, Klixbüll dagegen der Karrharde zu. Zu Klanxbüll zitiert er einen Kirchenkatalog von 1240, wo der Ort Klengesboell geheißen habe. Seine entsprechende Angabe zu Klixbüll lautet Klinxboell. Dies könnte ein Schreibfehler oder eine Verwechslung sein, es könnte aber auch eine zeitweise weitgehende Namensgleichheit beider Orte bestanden haben, für die sich auch bei Lesser eine Bestätigung findet: "Klanxbüll ... (Klengesbüll)" und  "Klixbüll, vormals Klinxbüll". Oder hat Lesser den möglichen Fehler von 1240 tradiert?

Spätestens 1463 scheint der Ortsname Klixbüll aber sein 'N' wieder verloren zu haben, denn Jensen zitiert einen Katalog aus diesem Jahr mit der Schreibweise Clixbul. Zumindest hinsichtlich der Kirchenbuchschreibung, die in Schleswig-Holstein im Allgemeinen erst nach dem Jahr 1600 begonnen hat, und den daraus bis ins Internet verbreiteten Abschriften dürfte also eine Verwechslung der beiden 'Klinxbülls' ausgeschlossen werden. Im Übrigen finden sich in den genannten Ortsverzeichnissen auch unter 'C' sowie bei von Schröder 8) in beiden Bänden keine verwechselbaren Orte.

 

 

Quellen und Literatur

1) Harry Kunz / Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1997

2) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

3) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 2, Flensburg 1841

4) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 1, Kiel 1853

5) Carl Ferdinand Allen, Geschichte der dänischen Sprache im Herzogthum Schleswig oder Südjütland, zweiter Teil, Kartenwerk, Schleswig 1858

6) Adam Heinrich Lackmann, Einleitung zur Schleswig-Holsteinischen Historie, Hamburg 1739

7) Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 1982

8) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Bände 1 und 2, 1841