Die ersten bekannten Broderi in bewegten Zeiten

The First Known Broderi In Eventful Times Bild nicht geladen

Abschnittsübersicht

Hochgeehrter großgünstiger lieber Leser
Claus Broderus
Claus Johann Broderius
Gabriel Broderius (Puderus)
Johann Broderius (Proderus)
Nachkommen
Nachhall
Quellen und Anmerkungen



Hochgeehrter großgünstiger lieber Leser,


diese zugleich veraltet wie auch zeitgemäß erscheinende Anrede ist dem 1668/1669 erschienenen Schelmenroman 'Der Abentheurliche SIMPLICISSIMUS Teutsch' von Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen entnommen 001. Grimmelshausen war ein gleich alter Zeitgenosse meines Stammvaters Gabriel Broderius aus Klixbüll, um den es im Folgenden auch gehen wird, stammte allerdings aus dem Hessischen, weshalb sich die beiden nie begegnet sein dürften. Dennoch hatten sie sicherlich gemeinsame prägende Momente: die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. Grimmelshausen verarbeitete sie in seinem Roman auf satirische Weise, etwa, indem er seinem Helden auf den schutzlosen Bauernstand bezogene Worte wie diese in den Mund legte:

            Ja der Soldaten böser Brauch
            Dient gleichwohl dir zum besten auch,
            Daß Hochmut dich nicht nehme ein,
            Sagt er: Dein Hab und Gut ist mein.


Gabriel Broderius gehörte, soweit wir wissen, besagtem Bauernstand an. Ob er Grimmelshausens Roman, der damals ein Bestseller war, jemals gelesen hat, wird sich niemals feststellen lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß, dass er bei der Lektüre dieser Zeilen grimmig genickt hätte.

Leider haben unsere frühen schleswig-holsteinischen Vorfahren keine Romane geschrieben, auch keine Tagebücher. Sie haben uns anscheinend überhaupt nichts aus eigener Feder hinterlassen. Wir wissen deshalb nur sehr wenig aus ihrem Leben. Um mehr über sie zu erfahren bleibt nur, sich mit der Geschichte zu beschäftigen, die sie erlebt haben oder von der sie gehört haben müssen.

Das habe ich versucht und lade nun zu einer Reise in die Geschichte ein, für deren Eröffnung mir Grimmelshausens scheinbar die Zeiten überbrückende Anrede sehr zupass kam.

Also, hochgeehrter großgünstiger lieber Leser, ich beginne nun zwei Generationen vor Gabriel Broderius, nämlich mit meinem Stammurgroßvater:

Claus Broderus

 

Der früheste uns bekannte direkte Vorfahre hatte seinen Lebensmittelpunkt in dem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf Klixbüll, das damals noch zum Herzogtum Schleswig im Königreich Dänemark gehörte: Claus Broderus. Wahrscheinlich wurde er auch dort geboren.

Als der kleine Claus Broderus um 1539 den zumindest für uns so wichtigen ersten Schrei tat, da war die Welt noch so ganz anders als heute. Das altersgraue Mittelalter machte der noch jungen Neuzeit auf dem Land nur widerwillig Platz. Die Menschen, fast sämtlich Bauern, lebten  in einem althergebrachten Rhythmus, der eng dem der Natur folgte. Nur deren Launen, obrigkeitliche Willkür und Seuchen vermochten ihn vorübergehend aus dem Takt zu bringen.

Allgemein aber war Europa in vielerlei Hinsicht mitten in einem Wandel, einem Zeitalter, das später als das des Humanismus, der Entdeckungen und europäischen Expansion, der Reformation und, in künstlerischer Hinsicht, als das der Renaissance und später des Barocks bezeichnet wurde. Es sollte die Horizonte der mittelalterlichen Vorstellungskraft sprengen und ein ganz neues Weltbild schaffen - aber auch mit Kriegen, Wahn und Not einhergehen.

 

Letzteres vermochten auch die Lehren des schon zu seinen Lebzeiten international hoch angesehenen Humanisten und, so verstand er sich, Weltbürgers Geert Geerts, genannt Erasmus von Rotterdam, nicht abzuwenden. Erasmus hatte 1516, damals Hofrat des späteren Kaisers Karl V., in seiner 'Institutio Principis Christiani', der Erziehung des christlichen Fürsten, den Herrschern seiner Zeit einen verantwortungsvollen, dem Gemeinwohl dienenden Umgang mit der Macht in die Bücher geschrieben und die friedliche Lösung von Konflikten gefordert. Nicht zuletzt hatte er der katholischen Kirche eine innere Reform empfohlen, sie jedoch im Gegensatz zu Martin Luther nicht grundsätzlich abgelehnt. 1523 war er von Hans Holbein dem Jüngeren so porträtiert worden, wie es für ihn wohl am typischsten war: am Pult schreibend. Seine in Latein verfassten Werke hatten dank des aufgekommenen Buchdrucks in ganz Europa in höchsten Kreisen Beachtung gefunden. Er war erst drei Jahre vor Claus Broderus' Geburt gestorben.

Es entsprach der Stimmung der Zeit, die furchtbaren, allgemein als Pest bezeichneten Seuchen, die seit 200 Jahren wiederholt über Europa zogen, künstlerisch zu verarbeiten. Auch Hans Holbein der Jüngere war einer der vielen Künstler, die die Ängste der Menschen zu bannen halfen, indem er sie abbildete: 1538 hatte er seinen Holzschnitt 'Totentanz' geschaffen. Im gleichen Jahr hatte er in Brüssel Christine, Tochter König Christians II. von Dänemark, porträtiert, die von König Heinrich VIII. von England als mögliche Gemahlin ausersehen worden war und von der er sich zuvor ein Bild machen wollte. 1539 malte Hans Holbein dann den englischen König selbst.

Christian II., mit Isabella, einer Schwester Kaiser Karls V. verheiratet, war ein Despot, dem die Lehren des Erasmus zwar bekannt waren 002, der sie aber auf das ihm Nützliche reduzierte, wenn er sie denn überhaupt begriff. 1523 war er als König von Dänemark, Norwegen und Schweden abgesetzt und des Landes verwiesen worden. Ihm war sein Onkel Friedrich I., Herzog von Schleswig und Holstein, als König von Dänemark und Norwegen gefolgt, und 1534 hatte Friedrichs I. Sohn Christian III. die Regentschaft als König von Dänemark sowie Herzog von Schleswig und Holstein übernommen. Christian III. hatte, nachdem Schweden 1523 aus der sogenannten Kalmarer Union, im Wesentlichen bestehend aus Dänemark, Schweden und Norwegen, ausgeschert war und einen eigenen König gewählt hatte, den Rest des im Zerfall befindlichen dänischen Königreiches in langwierigen Kämpfen wieder geeint, und schließlich, 1537, auch seine Ernennung zum norwegischen König durchgesetzt. Damit hatte er die alte, auf mittelalterlicher Tradition fußende Ordnung in seinem Sinne weitgehend wiederhergestellt - während andere längst aufgebrochen waren, die Welt gründlich zu verändern.

 

           Claus Broderus und einige zeitgenössische Herrscher

England
Heinrich VIII., * 1491, † 1547, ab 1509 König

Osmanisches Reich
Süleyman I., 'der Prächtige', * um 1495, † 1566, ab 1520 Sultan, scheiterte 1529 vor Wien

Heiliges römisches Reich
Karl V., * 1500, † 1558, ab 1516 als Carlos I. König von Spanien, ab 1519 König, 1530 - 1556 Kaiser

Dänemark
Christian III., * 1503, † 1559, ab 1534 König von Dänemark und Norwegen

'USA' (erste, 1565 in St. Augustine/Florida gegründete europäische Kolonie)
Philipp II. * 1527, † 1598, ab 1556 u.a. König von Spanien, unterlag 1588 mit der Spanischen Armada gegen England

Russland
Iwan IV., 'der Schreckliche', * 1530, † 1584, ab 1549 Zar

Claus Broderus: * ca. 1539, † 1612

Erst wenige Jahrzehnte vor Claus Broderus, 1492, hatte Christoph Kolumbus jenseits des bis dahin als unbezwungen geltenden Atlantiks Land entdeckt. Er hatte es nach bestem Wissen und Gewissen für einen Teil Indiens gehalten, weil nach seiner Berechnung der Umfang der Erdkugel für einen weiteren Kontinent, Amerika, keinen Platz ließ.

Mit dieser Vorstellung von der Größe der Erde war im selben Jahr, 1492, in Nürnberg der älteste erhaltene Globus erschaffen worden, der auf den Tuchhändler und Abenteurer Martin Behaim zurückgeführt wird und der eine Größe von einem Pariser Schuh und acht Zoll hat 003. Keine zehn Jahre später hatte Amerigo Vespucci dann erkannt, dass Christoph Kolumbus doch einen völlig neuen Kontinent entdeckt haben musste. Vespuccis Erkenntnisse um die 'Mundus Novus', die Neue Welt, hatte der Freiburger Kartograf Martin Waldseemüller, der sich nach der Mode der Zeit den Humanistennamen Martinus Ilacomilus zugelegt hatte 004, in einen neuen Globus sowie eine neue Weltkarte umgesetzt und diese erstmals am 25. April 1507 auf der Frankfurter Buchmesse der Öffentlichkeit präsentiert 005. In der Überzeugung, der neue, nur schmal, fast schüchtern eingezeichnete Kontinent wäre durch Amerigo Vespucci entdeckt worden, hatte Ilacomilus ihm dessen Namen gegeben, allerdings in der bei Kontinenten üblichen weiblichen lateinischen Form: AMERICA. Sein 1513 unternommener Versuch, dem Namen des wahren Entdeckers zur Geltung zu verhelfen, blieb erfolglos. Der Begriff America war bereits buchstäblich festgeschrieben.

Die erste Weltumsegelung der Menschheitsgeschichte, die der spanische König Karl I. - in Personalunion der römisch-deutsche König Karl V. - finanziert und zu der Fernão Magellan 1519 in See gestochen war, hatte die Welt dann mit einem Schlag um rund ein Viertel vergrößert - und zugleich alle früheren Spekulationen über ihre mögliche Birnenform mit dem Paradies am dünneren Ende beendet 006. Nur wenige Jahre später, 1524, hatte dann der Italiener Giovanni da Verrazano als erster Europäer die Insel Manna-Hata entdeckt, das heutige Manhattan.

 

Die irrigen Annahmen über Größe und Gestalt der Erde waren bei Claus Broderus' Geburt also bereits ausgeräumt. Aber auch das noch allgemein selbstverständliche, im Altertum entstandene und von Ptolemäus am Ende der Antike ins Mittelalter weitergereichte Bild von einer still im Zentrum des Universums stehenden, von himmlisch klingenden, sich um die Erde drehenden, Sonne, Mond, Planeten und Sterne tragenden Sphären war bereits in Frage gestellt worden: Mit Nikolaus von Kues, latinisiert Nicolaus Cusanus, 1401 in Bernkastel-Kues an der Mosel geboren, hatte der erste Gelehrte noch im Mittelalter die Erde aus dem Zentrum gerückt und in Bewegung gebracht 007. Allerdings war die Zeit für derlei Unglaublichkeiten noch nicht reif gewesen. Aber nun, ein Jahrhundert später, begann die allmähliche Ablösung des alten, geozentrischen Weltbildes und dies wurde zu einem Merkmal des Anbruchs der Neuzeit.

 

Zunächst aber hatte mit der neuen Zeit ein neuer Ungeist in der alten, später auch in der Neuen Welt Einzug gehalten: der Hexenwahn. 1530 waren ihm in Kiel die ersten vermeintlichen Hexen zum Opfer gefallen: zwei Frauen, die als 'Toversche', Zauberinnen, verbrannt worden waren. In insgesamt 845 weiteren Hexenprozessen sollten ihnen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein bis 1735 noch Hunderte, oft nach Folter oder Aufsehen erregender Wasserprobe, in den Flammentod folgen 008. Die Bewohner der östlichen Landesteile, des schleswig-holsteinischen Hügellandes, taten sich dabei besonders unrühmlich hervor. Aber auch in der Nähe Klixbülls kam es zu Hexenprozessen: in Tondern, Karlum, Boverstedt, Achtrup, Bargum und Langenhorn. Trotzdem blieben die Menschen an der Westküste nüchterner - vielleicht, weil sie einander brauchten.

 

Denn ein besonderes Übel waren die immer verheerender werdenden Sturmfluten der Nordsee infolge des seit dem 11. Jahrhundert, während der mittelalterlichen Warmzeit, langsam aber stetig um fast eineinhalb Meter gestiegenen Meeresspiegels. Dieses Klimaphänomen hatte die Durchschnittstemperatur in der nördlichen Hemisphäre zwischen dem 6. und dem 13. Jahrhundert spürbar angehoben und die Bevölkerung Europas erheblich wachsen lassen. Anfangs hatten sich die bereits seit dem 8. Jahrhundert an der Südwestküste der kimbrischen Halbinsel lebenden und in den folgenden Jahrhunderten auch in Nordfriesland eingewanderten Friesen gewehrt, indem sie ihre auf flachem Boden stehenden Siedlungen auf künstliche Anhöhen, Wurten oder Warften genannt, verlegten. Dann hatten sie begonnen, Deiche zu bauen, zunächst nur flache Sommerdeiche, die die Ernte gegen Hochwasser schützen sollten, später höhere Winterdeiche gegen Sturmfluten. Diese Deiche hatten dem Meer aber zunehmend Flutraum genommen. Mancherorts waren die Sturmfluten dadurch nur noch höher aufgelaufen und die Wattströme und Priele waren breiter und tiefer geworden 009.

Die furchtbare Sturmflut des Jahres 1362, nur zwölf Jahre nach den ersten europaweiten Pestzügen, hatte Friesland dann so stark erschüttert, dass die Nachbeben bis heute spürbar zu sein scheinen. Dieser ersten, der „aldergröthesten Mandrenke“ 010, waren zahllose Menschen zum Opfer gefallen 011, viele Kirchspiele waren „vom Sein zum Nichtsein übergegangen“ 012. Die Schleswiger Chronik berichtet, dass allein auf dem Strand, gemeint ist die Insel Alt-Nordstrand nördlich Eiderstedts, „30 Kirchen und Kirchspiele ertranken“, darunter auch der sagenumwobene Handelsort Rungholt. Das Meer hatte die gesamte Marsch bis zum Geestrand meterhoch überflutet und weitgehend entvölkert; es hatte sich über die Flusstäler der Eider und der Treene mit zerstörerischer Kraft auch bis in die Niederungen des Binnenlandes ergossen 013; es hatte durch Salztorfabbau abgesenkte Gebiete überflutet und nicht mehr hergegeben 014; es hatte leichten Oberboden abgetragen und so fruchtbares Land in unbewohnbares Watt verwandelt 015. Die Küstenlinie war Klixbüll nun deutlich näher gerückt.

 

Sicherlich gehörte diese Katastrophe daher zu den Themen, über die man auch im Elternhaus des kleinen Claus Broderus beim Abendbrot sorgenvoll sprach, insbesondere, wenn mit dem Herbst auch die Zeit der Stürme begann. Überdies war mit der Wende zum 14. Jahrhundert die sogenannte Kleine Eiszeit angebrochen, die die Temperaturen bis ins 19. Jahrhundert hinein wieder spürbar absenken und uns Sagen und Märchen von schlimmem Hunger, bitterkalten Wintern und bösen Wölfen bescheren sollte. Natürlich hatte kein Klixbüller für all das eine Erklärung. Man war vielmehr auf Vermutungen angewiesen: War die Flut von 1362 eine göttliche Strafe gewesen 016, vornehmlich gegen die als gotteslästerlich verschrieenen Rungholter? Warum war die Insel Strand, die einst ein Teil des Rungholter Hinterlandes gewesen war, ausgerechnet am Tag aller Heiligen, am 1. November 1436, erneut überflutet worden? Und warum war es wieder an Allerheiligen gewesen, am 1. November 1532 017, dass die Große Flut, wie sie später an der Küste genannt wurde, den Klixbüllern eine ganze Reihe Häuser zerstört hatte? Beim höchsten Wasserstand war es dann plötzlich völlig windstill geworden, was noch nach Jahrhunderten bemerkenswert sein sollte 018. Wahrscheinlich wusste damals noch kaum ein Klixbüller etwas mit Kalendern anzufangen, die erst wenige Jahrzehnte zuvor, am Ende des 15. Jahrhunderts, aufgekommen waren 019, vermutlich konnte auch, außer dem Pastor und vielleicht den auf den reichen Gütern sitzenden Adligen, kaum jemand lesen und schreiben. Aber diese, von Chronisten sorgfältig aufgezeichneten Ereignisse dürften immer wieder Gesprächsthema gewesen sein. Sie berührten die Menschen unmittelbar, und mit göttlichen Strafen kannte man sich schließlich aus.

 

Denn gerne rechnete man zu diesen auch eine heute exotisch anmutende Krankheit, die damals noch in ganz Europa zum Alltag gehörte: die Lepra. Auch das dänische Königreich machte, von der kimbrischen Halbinsel bis hinauf zum Nordkap, keine Ausnahme. Allein im heutigen Schleswig-Holstein wurden bislang 24 Standorte ehemaliger Leprosorien ermittelt, wo Leprakranke nach dem schrecklichen Ritual, mit dem sie nach positivem Befund bei der Siechenschau in den sozialen Tod geschickt wurden, eine Zuflucht und Versorgung fanden. Sie wurden durch Spenden finanziert und waren alle dem heiligen Jürgen geweiht, dem Schutzpatron der Leprakranken. Um nur die zu Klixbüll nächstgelegenen zu nennen: Flensburg besaß seit 1290 eines, wo heute die St.-Jürgen-Kirche steht, Schleswig unterhielt gleich drei, eines davon im heutigen Stadtteil St. Jürgen, und in Husum hat seit spätestens 1465 bis heute das außerhalb der damaligen Stadtmauer gelegene 'Gasthaus zum Ritter St. Jürgen', inzwischen ein Seniorenheim, überdauert. Nicht zu vergessen ist, jenseits der heutigen Staatsgrenze, das Sct. Jørgens Hospital in dem Klixbüll nächstgelegenen größeren Ort, dem nur 15 Kilometer entfernt liegenden Tondern. Wohl ein Promille der Bevölkerung, im 16. Jahrhundert also etwa 400 Menschen in den Grenzen des heutigen Schleswig-Holsteins, wird damals unter dem Aussatz, wie Martin Luther die Krankheit in seiner 1534 vorgelegten Bibelübersetzung nannte, gelitten haben. Das Bild entstellter, die Straßen langsam abklappernder Bettler, die mit einer Holzklapper die übrige Bevölkerung vor sich warnen mussten, so aber auch auf ihre Bedürftigkeit aufmerksam machten, um Almosen zu erhalten, dürfte daher auch Claus Broderus aus eigener Anschauung gekannt haben.

 

Die Häuser waren also 1532 fortgespült worden, aber die überlebenden Klixbüller waren geblieben. Sie hatten die Höhe des Wasserstandes an ihrer Kirchenmauer vermerkt und dann trotzig den Wiederaufbau ihrer Häuser begonnen. „Rücket eure Häuser auf höhere Statt“, soll der Pastor gesagt haben, und so war, jedenfalls laut Überlieferung, südöstlich der Kirche auf der Geestkante die Rückenstadt entstanden.

Claus Broderus war also die Sorge um die nächste Flut, so könnte man sagen, bereits in die Wiege gelegt, noch bevor ihn seine Eltern wohl im protestantischen Glauben taufen ließen. Tatsächlich dürfte unser Ahnherr zu den ersten Generationen protestantisch getaufter Christen Nordfrieslands gehört haben. Zur Verbreitung der neuen Lehre in Nordfriesland hatten mehrere Geistliche beigetragen, etwa ab 1514 der aus Husum stammende und in Nordfriesland wirkende Pastor Hermann Tast, der 1511 in Martin Luthers Wittenberg studiert hatte. Entweder er (1522) oder Theodoricus Pistorius, zu Deutsch: Dietrich Bäcker (1525) hatten in Husum den ersten Gottesdienst im lutherischen Sinne abgehalten und König Christian III., ein glühender Anhänger der reformatorischen Vorstellungen Martin Luthers, hatte 1536 für sich und die Seinen den Protestantismus zur Staatsreligion erklärt. Er hatte die katholischen Bischöfe eingesperrt oder zum Teufel gejagt und sich selbst, ganz wie König Heinrich VIII. zwei Jahre zuvor in England, zum Oberhaupt der dänischen Kirche ernannt. Alle katholischen Bräuche wurden kurzerhand abgeschafft.

 

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Husumer Süderstraße mit dem Wohnhaus des Reformators Hermann Tast (* um 1490, † 1551) im Vordergrund, 15. Juli 2013

 

Es ist also möglich, dass Martin Luther aus dem fernen Wittenberg den Klixbüllern zuvor bereits bekannt gewesen war, und dass eine seiner zu Tausenden aufgeleg- ten Flugschriften, mit denen er für seine Reform warb, auch den Weg nach Klixbüll gefunden hatte.

Spätestens jetzt aber dürften er und diese neue Ordnung in aller Munde gewesen sein. Immerhin: Die Kirche blieb im Dorf - und alle Heiligen, deren Hilfe und Beistand man an der rauen Küste doch so dringend nötig hatte, sicherlich auch. Es ist übrigens nicht ohne Reiz anzumerken, dass weder die Pest, die 1539 in Tondern wütete, noch die Sturmflut vom 6. Dezember 1539 unseren Claus Broderus erreichten.

 

Gerne möchte man etwas über die soziale Stellung der Familie Broderus wissen. Dass sie Leibeigene der adeligen Herren von Andersen 020 waren, die auf den adligen Gütern Klixbüllhof und Karrharder Hof saßen, und diesen Hofdienste leisten mussten, wäre für diese Region der Herzogtümer eher untypisch. Dies entsprach mehr der Stellung der Bauern in den östlichen Landesteilen. Die Leibeigenschaft basierte auf der 1524 von König Friedrich I. erlassenen Großen Landesmatrikel, mit der den adeligen Gutsbesitzern das Recht der Hohen Gerichtsbarkeit 'über Hals und Hand' der gutsuntertänigen Bauern verliehen worden war und die erst am 1. Januar 1805 aufgehoben wurde 021. Trotzdem scheiterte 1566 der Versuch des Adligen Benedikt von Ahlefeldt, die seiner Rechtsprechung unterstehenden Bauern in den nur wenige Kilometer südwestlich Klixbülls gelegenen Ortschaften Risum und Klockries an sich zu binden, am Landesherrn, Herzog Johann dem Älteren von Schleswig-Holstein-Hadersleben, einem Halbbruder des Königs und seit der Landesteilung von 1544 dessen herzoglicher Nachfolger im Amt Tondern. „Die hergebrachte Ordnung“ sollte nicht gefährden werden, wie der Niebüller Historiker Albert Panten festgestellt hat. Andererseits gab es, laut Albert Panten, sehr wohl Abhängigkeiten, die manche Bauern zur Flucht veranlasste, und wieder andere begaben sich, wie es zum Hof 'Freienwill', 13 Kilometer südöstlich Klixbülls, beschrieben ist, aus wirtschaftlichen Gründen in eine freiwillige Leibeigenschaft 022.

Jedoch ist auch zu berücksichtigen, dass die Kirchenordnung von 1542 im gesamten Herzogtum eine Wahl des Pfarrers vorsah. Bei dem Vorschlag geeigneter Kandidaten und der Besetzung dieses Amtes werden die führenden Klixbüller Familien ein entsprechendes Gewicht gehabt haben. Bereits Claus Broderus' Vater dürfte also eher ein freier Mann und als solcher nicht schlichter Knecht, sondern eher ein wohlhabender Hufner gewesen sein, der genug Land besaß, um seine Familie und sein Gesinde davon ernähren zu können - und um seinem Sohn Claus Broderus eine höhere Bildung zuteilwerden zu lassen.

 

Für Letzteres, die höhere Bildung, spricht, dass im Zeitalter des Humanismus, im 15. und 16. Jahrhundert, die Gelehrten, wie der oben genannte Pastor Bäcker, ein Johann Thomäus aus Klixbüll, der um 1592 in Cathrinenheerd, heute Katharinenheerd, als Diakon wirkte, 023 oder die Strander Pastoren Johannes Petersen oder Petreus (* um 1540, † 1603) und Peter Boysen oder Boetius († 1592) dazu neigten, ihre Familiennamen zu latinisieren. Dies mag teils aus Eitelkeit geschehen sein, aber wohl auch aus modischen Gründen oder praktischen Erwägungen, denn so konnten sie ihren Namen im in Latein gehaltenen Schriftverkehr elegant deklinieren. Aus dem friesischen Broder, auf Hochdeutsch Bruder, wurde vielleicht deshalb Broderus oder Broderius.

Leider liegen bislang keine Urkunden vor, die die familiären Zusammenhänge vor und um Claus Broderus erhellen. Die Familienforschung Broderius hat immerhin aufdecken können, dass sein Name ursprünglich Claus Brodersen lautete. Claus' Vater könnte demnach auf den Rufnamen Broder gehört haben, denn nach der unter Friesen und Dänen damals üblichen patronymischen Namensgebung wurde dem Kind als Zuname der Rufname des Vaters beigelegt und mit 's' oder 'sen' ergänzt: Claus, Broders Sohn = Claus Brodersen. Bemerkenswert ist dabei, dass der Familienname Broder(sen) bzw. Broder(i)us entgegen dieser Tradition spätestens ab Claus Broderus getragen wurde, obwohl die patronymische Namensgebung im Herzogtum Schleswig erst 1771 offiziell abgeschafft wurde und sich trotzdem vielerorts bis ins 19. Jahrhundert hielt 024. 2006 führte Dänemark sie wieder ein.

 

Nun stellt sich die Frage, wo Claus Broderus die höhere Bildung erhielt. Im Gefolge der Reformation hatte erstmals ein nennenswertes Schulwesen in den Herzogtümern Einzug gehalten. Schon 1527 hatten die Pastoren Hermann Tast und Theodoricus Pistorius in Husum eine höhere Lehranstalt, die Lateinschule, gegründet, auf die die heutige Hermann-Tast-Schule zurückgeht. 1537 erarbeitete der Reformator, Luther-Freund und Übersetzer von dessen Bibel ins Niederdeutsche, Johannes Bugenhagen (* 1485, † 1558), auf Veranlassung König Christians III. eine neue Kirchenordnung, die auch eine Schulordnung einschloss, in der für jede Stadt und jeden Flecken eine Lateinschule mit dem Hauptunterrichtsgegenstand Latein vorgesehen wurde. Eine solche Schule könnte Claus Broderus besucht haben, nur welche? Das Dorf Klixbüll besaß noch keine Schule. Vorausgesetzt, Claus Broderus wuchs überhaupt in Klixbüll auf, kommen unter den nächstgelegenen größeren Ortschaften und Städten Apenrade (erst „um 1570 scheint dort ein Rector gewesen zu sein“ 025), Flensburg (Gründung der Lateinschule 1566) und Tondern (Gründung der Lateinschule 1612) nicht in Betracht; bleiben noch das bereits erwähnte Husum und die 1541 im Bugenhagen'schen Sinne neu geordnete Domschule zu Schleswig 026, die auch Hermann Tast besucht hatte. Dass er eine weiter entfernte Lateinschule besucht haben könnte, etwa die zu Kiel, kann natürlich nicht ausgeschlossen werden.

 

Sicherlich schloss er dann seine Ausbildung mit einem Studium der Theologie ab, ohne das er nicht hätte Pastor werden können. Denn die Kirchenordnung bestimmte, dass niemand ein kirchliches Amt haben könne, der nicht recht erwählt und ordiniert sei 027. Zudem war zu seiner Zeit der nach Beginn der Reformation bestehende Mangel an geeigneten Predigern, der vorübergehend zu Notbesetzungen mit Laien geführt hatte, behoben. Also erhebt sich jetzt die Frage nach seinem möglichen Studienort. Dass er sich auf der 1537 wiedereröffneten Kopenhagener Universität, oder gar auf der 1544 gegründeten lutherischen Albertus-Universität zu Königsberg einschrieb, letztere sollte sein Nach-Nachfolger im Klixbüller Pastorenamt, Johannes Esmarch (* 1616, † 1666) besuchen, ist eher unwahrscheinlich. Näher liegt die Vermutung, dass Claus Broderus wie viele seiner Landsleute vor und nach ihm an der 1502 gegründeten Leucorea zu Wittenberg studiert haben könnte, an der seit 1508 Martin Luther (* 1483, † 1546) gewirkt und deren theologische Fakultät für die Herzogtümer überragende Bedeutung erlangt hatte, wie an der unten aufgeführten Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, deutlich wird 028.

 

Vielleicht also hatte auch Claus Brodersen die Reise nach Wittenberg zwecks Studiums der Theologie angetreten und war nach einigen Jahren als Claus Broderus zurückgekehrt. 1569 jedenfalls trat er als erster überlieferter Klixbüller Pastor, etwa 30-jährig, sein Amt an der St. Nikolaus-Kirche an, das er dann 43 Jahre lang führte 029.

 

Dass sich eine Berufung zum Pastor gewissermaßen vererben konnte, belegen nicht nur besagter Theodoricus Pistorius und sein Sohn Johannes Pistorius. Auch Hermann Bockelmann, Sohn des Nachfolgers Hermann Tasts in Husum, Petrus Bockelmann, wurde Pastor (1573 Pastor in Oldenswort), dann Petrus Bockelmanns Enkel Peter Bockelmann in Tönning (1605-1614) und Koldenbüttel (1614-1622) sowie Justus Bockelmann in St. Peter (1648-1667) 030. In Klixbüll trugen die drei auf Claus Broderus folgenden Pastoren den Namen Esmarch, wovon der erste selbst eines Pastors Sohn, der letzte immerhin noch ein Vetter seines Vorgängers war 031.

Genau dies findet sich offenbar auch in der Familie Broderus: Ein norwegischer Familienforscher hat den um 1560 geborenen Petrus oder Peterus Broderus, der ab etwa 1593 Pastor in Hoyer im Herzogtum Schleswig, heute Højer in Dänemark, war 032, als einen Sohn unseres Claus Broderus identifiziert 033.

 

In welcher Sprache mag Pastor Claus Broderus wohl seinen Gottesdienst gehalten haben? Mit der Reformation sollte die Muttersprache in den Kirchen Einzug halten und das Lateinische verdrängen. Nun bot das Herzogtum Schleswig in Claus Broderus' Zeit in sprachlicher Hinsicht aber kein einheitliches Bild. Die Landbevölkerung und die unteren Gesellschaftsschichten der Städte sprachen in den nördlichen Landesteilen des Herzogtums Schleswig ursprünglich Dänisch, die in den südlichen Niederdeutsch und in einem dazwischen liegenden Übergangsbereich wurden beide Sprachen gesprochen. Die Sprache der bürgerlichen Oberschicht der schleswigschen Städte sowie des Adels war Niederdeutsch, das seit dem späten Mittelalter durch die Handelstätigkeit der Hanse allgemein auch zur Rechts- und Kanzleisprache geworden war. Die Friesen im Westen hielten dagegen an ihrer eigenen Sprache fest. Klixbüll am Geestrand, der hier in etwa auch die östliche Sprachgrenze zum in der Marsch gesprochenen Friesischen bildete, lag eher noch im dänischen Sprachbereich, obwohl die Kirchensprache im nördlich liegenden Tondern das 'Niedersechsische' war. Bereits zu Claus Broderus' Lebzeiten begann sich jedoch zunehmend die hochdeutsche Luthersprache in Verwaltung und Kirche durchzusetzen. In Tondern war dieser Übergang vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen in den Kirchen zwischen 1631 und 1652 vollzogen 034, bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts dann im gesamten damals norddeutschen Sprachraum. Auf Klixbüll bezogen schrieb der Geltinger Pastor und Heimatforscher Hans Nicolai Andreas Jensen noch 1841: „Kirchen- und Schulsprache deutsch. Volkssprache meist dänisch“ 035. Es oblag nun dem Pastor, im Rahmen seiner eigenen Kenntnisse und der Erfordernisse über die Sprache der Predigt in seiner Sogn (dänisch) bzw. seinem Karspel (niederdeutsch), also seinem Kirchspiel, zu entscheiden. Allerdings wurde die Forderung, der Muttersprache der Gemeinde in der Predigt den Vorzug zu geben, allgemein nicht zügig umgesetzt und teils sogar unterlaufen, wie im Amt Flensburg, wo der Superintendent absichtlich Pastoren aus dem Süden anwarb, die die eingesessenen dänischen Pastorendynastien Mittelschleswigs ersetzten 036. Sogar Latein war in den Kirchen zumindest teilweise noch lange in Gebrauch und wurde erst am Ende des 18. Jahrhunderts endgültig abgeschafft. Bis dahin „muss [es] an vielen Orten ein erbaulicher Gottesdienst gewesen sein, wo der Prediger deutsch war, die Gemeinde dänisch, die Predigt deutsch, Messe und Gesang Latein und Deutsch durcheinander“, so der dänische Historiker Carl Ferdinand Allen 1857 037.

Letzteres könnte also auch auf Claus Broderus zutreffen, zumal in Klixbüll adelige Familien ansässig waren. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass ihm die dänische Mundart, das Süderjütische oder Sønderjysk, vielleicht seit Kindertagen selbstverständlich war und dass er es daher auch in seiner Predigt anwandte, jedenfalls, wenn er aus den nördlicheren Regionen des Herzogtums Schleswig, wenn nicht sogar aus Klixbüll selbst, stammte.

 

Leider bewegen sich diese Überlegungen im Bereich der Spekulationen. Sichereren Grund erreichen wir dagegen mit der Annahme, dass die Familie unseres Ahnherrn ihren Lebensunterhalt mit bäuerlicher Arbeit verdiente. In einem Teil jedes Jahres waren aber sicherlich auch gemeinschaftliche Arbeiten zu leisten, wenn es galt, Deiche zu bauen oder zu unterhalten. Die Deichordnungen jener Zeit, wie das Spatenlandrecht von 1557, setzten voraus, dass jeder Hof, der in den Marschen Land besaß, diese Aufgabe am zugewiesenen Deichabschnitt unentgeltlich wahrnahm und zwar mit eigenem Gesinde, Gespann und Material. Mit dem Alten Klixbüller Koog von 1466 lag ein erhaltungswürdiger Deich praktisch vor der Hoftür. Oftmals wurde die ganze Wirtschaftsweise der Höfe auf diese Pflicht ausgerichtet, weil sonst der Verlust des Anteils am eingedeichten Land drohte; und der Aufwand für den Unterhalt der Deiche war groß. Denn die steilen, vorlandlosen, seeseitig holzbeplankten Stackdeiche jener Zeit boten dem Schlag der Wellen nur begrenzt Widerstand und mussten häufig repariert werden. Dass die Wissenschaft diesen Deichtyp, der oft ausgerechnet an kritischen Stellen errichtet wurde, später per se als unhaltbar und verloren einstufen würde, das ahnte man mangels Erfahrung noch nicht.

Man kann sich die Mühsal der Deicharbeiten kaum ausmalen, insbesondere, wenn es galt, den neuen Deich über einem Priel während der Zeit des Niedrigwassers eilig zu schließen, wie es die Eiderstedtische Chronik für den Darrigbüllkoog zwischen Schwabstedt und Husum berichtet, wo das Tief am 20. Juli 1547 noch vor Sonnenaufgang von den Eiderstedtern „mit Hilfe von der Geestseite“ überschlagen wurde 038. Man bediente sich von Pferden gezogener Sturzkarren, um den schweren, an geeigneter Stelle auch bei Wind und Wetter ausgehobenen Kleiboden möglichst nahe zum Bauort zu bringen. Den Rest des Weges musste er aber oft auf Bahren getragen werden, denn die Schubkarre, die der Niederländer Johann Clausen im 17. Jahrhundert in Friesland einführte und die ihm den Spitznamen Rollwagen eingebracht haben soll, kannte man noch nicht. Überdies mussten große Mengen Bohlen und Bretter für die Außenseite der Stackdeiche herangekarrt, eingegraben und angeschlagen werden. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das benötigte Bauholz sogar aus Norwegen importiert, nachdem der Deichbau Schleswig-Holstein weitgehend entwaldet hatte. Auch das Abdecken des neuen Deiches mit frisch gestochenen Soden war schwere körperliche Arbeit.
Ist es da abwegig, sich schmutzige, erschöpfte Männer vorzustellen, die sich in der Mitte eines langen Arbeitstages um einen Holzbottich versammeln, um nach mittelalterlicher Sitte einen Getreidebrei herauszulöffeln und eine Speckseite herumzureichen? Sicherlich aß niemand mit Messer und Gabel, denn Letztere galt der Kirche als Teufelswerk. Erst 1519 hatte Luther gesagt: „Behüte mich Gott vor Gäbelchen.“ Die Kartoffel war übrigens in jenen Tagen erst noch auf dem Weg nach Europa. Schleswig-Holstein sollte sie sogar erst im Gepäck der Kolonisten des 18. Jahrhunderts erreichen.

 

Wie war wohl so ein Arbeitstag bemessen? Er dürfte, je nach Jahreszeit, und im Normalfall wurde nur in den wärmeren Jahreszeiten gedeicht, sehr lang gewesen sein. Es wird eine tägliche Arbeitszeit von 12 bis zu 14 Stunden bei nur wenigen Ruhetagen 039 angenommen, in kritischen Phasen sicherlich auch mehr.

 

Es wäre interessant zu wissen, ob man in Nordfriesland damals noch nach dem Jahrtausende alten Temporalstundenprinzip lebte, das in ländlichen Gebieten erst am Ende des 16. Jahrhunderts allmählich unserem heutigen Zeitgefühl mit der Zählung von 24 Stunden ab Mitternacht wich. Es kennt nur die helle Tageszeit und teilt sie, sommers wie winters, stets in zwölf gleiche, im Sommer längere und im Winter kürzere Stunden. Es begegnet uns in unserem Sprachgebrauch noch heute. Wenn wir sagen, wir hätten den ganzen Tag gearbeitet, dann meinen wir eigentlich nur einen großen Teil der hellen Tagstunden. Gleichwohl sind wir uns der Nachtstunden bewusst und sehen Tag- und Nachtstunden als Teile eines Kalendertages mit 24 Stunden. So dachte man, für uns kaum nachvollziehbar, bis gegen Ende des Mittelalters nicht. Die göttliche Tagzeit war damals von der dunklen Nacht, der Zeit des Teufels, noch scharf getrennt. Beide Teile bildeten kein gemeinsames Ganzes 040.

 

Die Erfindung der mechanischen Räderuhr mit Gewichtsantrieb hatte aber bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts den Siegeszug des 24-Stunden-Tages vorbereitet. Allerdings wiesen diese Uhren noch einen wesentlichen technischen Mangel auf: Einmal in Gang gesetzt, sank das Gewicht, mangels einer Hemmung, unkontrolliert mit der Neigung zu beschleunigen; nachts standen diese Uhren dann still, weil niemand sie aufzog. Nur wenige Jahrzehnte später, wohl kurz vor der Wende zum 14. Jahrhundert, war es dann einem unbekannten Tüftler gelungen, eine Uhrwerkhemmung zu erfinden, und zwar vermutlich bereits die Spindelhemmung, die den Uhren für Jahrhunderte einen gleichmäßigeren Takt geben sollte. Nun war es möglich, Uhrwerke zu konstruieren, die sogar nachts durchliefen. Nur wenige Jahre später gesellte sich, wohl in Norditalien, die Erfindung des automatischen Schlagwerkes hinzu - für Historiker nun in der Summe ein geschichtliches Großereignis, das einen Boom auslösen sollte: Plötzlich galten Stunden schlagende Räderuhren als ein Symbol für Macht, Reichtum und Fortschritt, auf das keine Stadt verzichten wollte. Bereits um 1410 besaßen fast alle größeren europäischen Städte mindestens eine solche öffentlich aufgestellte Uhr, und im 16. Jahrhundert hatten diese Uhren endlich auch die meisten westeuropäischen Dörfer erreicht - so auch das nordfriesische, damals etwa zwei Tagesreisen von Klixbüll entfernte Garding auf der Halbinsel Eiderstedt: Wohl aus dem Jahr 1512, zeitgleich mit der ersten Orgel 041, stammt das große Räderuhrwerk, das fast 400 Jahre lang in der Gardinger St. Christians-Kirche die Stunden schlug und das anfangs großes Aufsehen erregt haben dürfte. Nach zweihundert Jahren tauschte man seine inzwischen veraltete Spindelhemmung gegen eine ganggenauere Ankerhemmung mit Pendel aus, und erst der neumodische elektrische Strom bewirkte seine Verbannung aufs Altenteil. Knapp einhundert Jahre später zog man es wieder daraus hervor, restaurierte es und räumte ihm im Jahre 2003 einen respektablen Platz im Eiderstedter Heimatmuseum zu St. Peter-Ording ein. Es ist immer noch funktionsfähig und blieb nicht das Einzige: Ähnlich alte Räderuhren finden sich noch heute in St. Anna zu Tetenbüll und St. Pankratius zu Oldenswort 042.

 

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Räderuhrwerk, ca. 1512, aus St. Christian zu Garding im Eiderstedter Heimatmuseum, Ankerhemmung aus dem frühen 18. Jh.

 

Dies beweist, dass die kimbrische Halbinsel, das Festland nördlich der Elbe, das mit diesem Namen die Erinnerung an seine ursprünglichen Bewohner, die Kimbern, bewahrt, bereits in Claus Broderus' Tagen nicht einsam am Rande der damals bekannten Welt lag. Vielmehr nahm es an den europäischen Entwicklungen zügig teil, zu denen auch die revolutionäre Wirkung dieser Uhren gehörte: Ihr regelmäßiges, Tag und Nacht ertönendes Zeitsignal schlug sich als neues 24-Stunden-Zeitgefühl ins Bewusstsein der Menschen durch und verdrängte nach und nach das alte Temporalstundenprinzip.

Ob das in dieser frühen Zeit jedoch auch schon für Klixbüll galt, ist allerdings fraglich, denn zumindest ihren Turm, den gerne gewählten Aufstellungsort großer Räderuhren mit Gewichtsantrieb, erhielt die dortige St. Nikolaus-Kirche erst 1699 043. So erscheint auch für das frühneuzeitliche Nordfriesland gebietsweise das Festhalten an dem veraltenden Zeitsystem nicht unwahrscheinlich 044, was aber zu Konflikten geführt haben könnte, insbesondere, wenn für große Deichbauprojekte vielleicht einige Hundert Arbeiter zu mobilisieren und Unmengen an Baumaterial zu beschaffen waren, was eine projektmäßige Vorbereitung und großflächige Organisation durch die Obrigkeit erforderte. Aber, wie auch immer: Die Furcht vor der dunklen, der unchristlichen Tageszeit wird damals trotz moderner Zeitrechnung noch tief gesessen haben. Sie war ja auch ein Grund für die uralten, auch in meiner Familie noch im 20. Jahrhundert spürbaren Vorbehalte, die die Bauern der Marsch und der Geest gegenüber den Küstenfischern hatten, gingen diese doch auch nachts ihrer Arbeit nach und mussten dabei unweigerlich Dinge sehen, die gute Christenmenschen besser nicht zu Gesicht bekommen sollten. So ähnlich und treffend hat es der Schriftsteller Martin Luserke formuliert 045. Kurzum: Die Deichbauer werden 'den ganzen Tag' gearbeitet haben, aber so, dass sie möglichst rechtzeitig vor Sonnenuntergang wieder unter Dach waren.

 

1554, Claus Broderus war 15 Jahre alt, ordnete Herzog Johann der Ältere ein großes Deichbauprojekt an, das die Eindeichung des Gebietes zwischen Tondern im Norden, Niebüll im Süden und dem 1465 inselartig eingedeichten Wiedingharder Koog im Westen vorsah. Die Deichlinie sollte eine Länge von insgesamt elf Kilometern haben und nach Osten eine Verbindung mit dem Geestrand schaffen. Klixbüll, seit 1466 nur nach Süden durch den Deich des Alten Klixbüller Kooges geschützt, der bis dahin im Norden mit dem Klixbüller Deich, der heutigen B5, abschloss, würde endlich auch nach Westen einen wirksameren Deichschutz bekommen und einen Anteil am eingedeichten Land gewinnen. Im Herbst des Jahres 1562 wurde mit der Aufschüttung des Deiches begonnen. Allein an dem rund sieben Kilometer langen südlichen Deich des neuen Kooges, der die Deichlinie Klixbüll-Niebüll nach Nordwesten bis zum Wiedingharder Koog verlängern sollte, wurde über drei Jahre gearbeitet. 1566 gelang der Deichschluss 046. Dennewarcks Graven, ein breiter, durch den Klixbüller Deich bereits verkürzter Priel zwischen Niebüll und Klixbüll, war damit endgültig den Gezeiten entzogen. Den, wie die Chronik berichtet, im Namen Gottes angefangenen und vollendeten Koog nannten die Friesen Gotskuuch, Gottes Koog 047.

Nur vier Jahre später, am 1. November 1570, also erneut an Allerheiligen - Claus Broderus war seit einem Jahr in Amt und Würden -, erhob sich ein schwerer Sturm und drückte zunächst in den Niederlanden, am folgenden Tag auch in Nordfriesland die Flut mit solcher Wucht gegen die Küste, dass von der holländischen bis zur jütischen Küste fast alle Deiche brachen 048, darunter auch die des Gotteskooges 049. Tausende Menschen ertranken. Heiligabend 1593 brach die Weihnachtsflut bei Niebüll an drei Stellen durch den Deich und erst 1603 gelang es endlich, alle Deichlücken bei den durch das ein- und wieder ausströmende Wasser tief ausgespülten Wehlen im Deich des Gotteskooges wieder zu schließen 050.

Womöglich wäre es schneller gegangen, wenn Dänemark sich nicht zwischen 1558 und 1583 in teure Kriege um die Vorherrschaft im Ostseeraum verstrickt hätte. Immerhin blieb die kimbrische Halbinsel von diesem Ersten Nordischen Krieg ansonsten verschont. Die feindlichen Parteien bekämpften sich im Süden Schwedens und irgendwo im Baltikum oder versenkten gegenseitig ihre neuartigen, mit Kanonen bestückten Galeonen in der Ostsee.

 

Während sich also der dänische König traditionell weltlichen Angelegenheiten widmete, diskutierten seine gelehrten Zeitgenossen bereits Überirdisches: das inzwischen wankende mittelalterliche Weltbild. 1543, Claus Broderus mag vier Jahre alt gewesen sein, starb Niclas Koppernigk, bekannt als Nikolaus Kopernikus. Erst kurz vor seinem Tod hatte er die Veröffentlichung seines Werkes 'Von den Umdrehungen der Himmelssphären' in Auftrag gegeben, in dem er feststellte: Die täglich zu beobachtende scheinbare Bewegung der Himmelskörper um die Erde beruhe auf der Drehung der Erde um sich selbst, und die im Jahreslauf scheinbar zu beobachtende Bewegung der Sonne habe ihren Grund in der Bahn, auf der die Erde um die Sonne kreise! Wohl wegen seines plötzlichen Todes blieben diese Erkenntnisse vorerst noch weitgehend unbeachtet. Immerhin widersprach Martin Luther entschieden und schimpfte Kopernikus einen Narren 051. Aber auch Luther vermochte nicht, den begonnenen Wandel aufzuhalten.

   Claus Broderus und neuzeitliche Astronomen

 

Niclas Koppernigk (Nikolaus Kopernikus): * 1473, † 1543

Claus Broderus: * ca. 1539, † 1612

Tyge Ottesen Brahe (Tycho Brahe): * 1546, † 1601

Galileo Galilei: * 1564, † 1642

Friedrich Johannes Kepler (Ioannes Keplerus): * 1571, † 1630

Im Herbst des Jahres 1572, Claus Broderus dürfte etwa 33 Jahre alt gewesen sein, entdeckte der junge dänische Astronom Tycho Brahe im südschwedischen Helsingborg, das damals noch zum dänischen Königreich gehörte, einen neuen Stern. Er taufte ihn entsprechend Stella Nova, beobachtete ihn lange und versetzte seine Zeitgenossen mit der Schlussfolgerung, dass die bisher als unveränderlich geltende Sphäre der Fixsterne offenbar doch nicht unveränderlich war, in helle Aufregung. So treffend Brahes astronomische Analyse war, so spekulativ erwiesen sich allerdings seine Voraussagen, die er als dänischer Hofastrologe aufgrund der Erscheinung der Nova traf: Kriege, Aufruhr, Pestilenz und Schlangen blieben aus 052. Auch der von anderen Wissenschaftlern befürchtete, seit fünf Jahrhunderten als überfällig geltende Weltuntergang stellte sich wieder einmal nicht ein.
Nur fünf Jahre später versetzte Tycho Brahe dem alten Weltbild den nächsten Schlag, und dieses Mal gingen die himmlischen Sphären vollends in Trümmer: Er hatte einen Kometen entdeckt und schloss aus dessen Bahn messerscharf, dass es unmöglich feste Sphären geben könne. Dennoch konnte sich Brahe mit dem heliozentrischen Weltbild nicht anfreunden und stellte ein eigenes geozentrisches Modell entgegen. Aber schon Brahes Assistent und Nachfolger Johannes Kepler bewies, dass die Planeten sich um die Sonne bewegten - zu seinem Leidwesen allerdings nicht auf kreisförmigen, der göttlichen Vollkommenheit entsprechenden Bahnen, sondern auf elliptischen. 1609 schrieb Kepler seine Forschungsergebnisse in den beiden ersten Kepler'schen Gesetzen nieder, genau in dem Jahr, in dem der italienische Astronom und Mathematiker Galileo Galilei begann, den Himmel mit Fernrohren zu erforschen. Mit seinen 1610 im 'Sternenboten' veröffentlichten Entdeckungen verwirrte und bestürzte Galilei seine Zeitgenossen, etwa, als er berichtete, dass es Himmelskörper gebe, die nicht um die Erde, sondern um einen anderen Planeten kreisten.

 

All das mag auch Claus Broderus noch zu Ohren gekommen sein, bevor man ihn 1612 zu Grabe trug. Merkwürdig ist allerdings, dass in Klixbüll ab 1600 das Pastorenamt zunächst durch den jeweiligen Küster wahrgenommen wurde, bis man diese beiden Ämter, wegen einer angemesseneren Bezahlung des Küsters, zusammenlegte. Was Pastor Claus Broderus in der Zeit widerfahren sein mag, wissen wir nicht 053.

Immerhin ist bekannt, über welche Einkünfte er verfügt hatte. In Broder Boyssens Kirchenregister aus dem Jahr 1609 findet sich zu Klixbüll folgender Eintrag, dessen Angaben allerdings kaum in heutige Währung umzurechnen sind:

 

Kirchenreg. inc. 1588. Pastoren Einkünfte: 40 Geldes, an Marschland 25 Dem., noch 2 Tonnen Sand Ackerland. Kornzehnten 1 Garbe von 60. Von dem ganzen Bohl eine fette Gans und 2 Brod. Vicariengeld 10 . Der Capellan hat 24 und 5 Dem. Marschland. Vicariengeld 6   4  054

 

( = Mark, = Schilling, Dem. = Demat)

 

Wie auch immer: Die Welt nahm vom Ableben unseres Ahnherrn keine Notiz und drehte sich ungerührt weiter. Galileo Galilei sah die Richtigkeit des heliozentrischen Modells durch die selbst gewonnenen Erkenntnisse bestätigt und schrieb 1630 seine bekannteste wissenschaftliche Arbeit, den Dialog über die beiden wichtigsten Weltsysteme, namentlich das heliozentrische des Kopernikus und das geozentrische des Ptolemäus, das die Kirche als wahr ansah. Sie wurde 1632 mit päpstlichem Einverständnis veröffentlicht. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt: Papst Urban VIII. hatte von Galilei die Diskreditierung des heliozentrischen Modells erwartet, sah sich nun aber getäuscht. 1633 zwang die Inquisition Galilei, dem heliozentrischen Weltbild öffentlich abzuschwören. Aber das neue Weltbild hatte sich längst, von Flugschriften getragen, über das neugierige und bildungshungrige neuzeitliche Europa verbreitet. Auch der Papst konnte den Wandel nicht mehr verhindern.

 

Wie sich damals, zu Claus Broderus' Lebzeiten, Nachrichten verbreiteten, das zeigt folgendes, sehr irdisches Thema, das internationales Aufsehen erregte: die Zeitung von den Verbrechen und der Bestrafung des Serienmörders und vermeintlichen Hexers und Werwolfs Peter Stump am 31. Oktober 1589 im rheinischen Bedburg bei Köln. Noch 1589 erschienen mehrere, mit Holzschnitten anschaulich bebilderte deutschsprachige Flugschriften, im Juni 1590 dann in London eine englische Fassung und 1591 in Kopenhagen eine Übertragung der Londoner Flugschrift ins Dänische. Die Justiz hatte Stump zur Höchststrafe verurteilt und dabei jegliche Milde, jeglichen Gnadenakt ausgeschlossen, was Zeitgenossen sofort an Auswahl und Reihenfolge der Strafen aufgefallen sein dürfte: Stump wurde zunächst mit glühenden Zangen gequält, eine neuere Mode im Strafvollzug, und dann gerädert, wodurch er die schimpflichste und ehrloseste aller Strafen erlitt. Erst danach wurde er mit dem Schwert enthauptet. Zum Schluss übergab man seinen Leichnam dem Feuer, wie es die Peinliche Halsgerichtsordnung, die Constitutio Criminalis Carolina, die Kaiser Karl V. 1532 erlassen hatte, bei Schadenzauber verlangte, um ihn und seine Bosheit vom Erdboden zu tilgen 055. Allein seinen Kopf stellte man auf einen hohen Pfahl.

Das Interesse an diesem Geschehen erklärt sich weniger durch die sattsam bekannten Strafen, als vielmehr durch die damals weit verbreitete Angst vor den auch in den nordischen Ländern angeblich zahlreichen Werwölfen, die mit dem Hexenwahn Hand in Hand ging. Der Vorwurf, ein Werwolf zu sein, also ein Dämon in zeitweiliger Menschengestalt, konnte einen Hexenprozess nach sich ziehen und den Flammentod bedeuten 056.

Mit echten Wölfen verfuhr man allerdings anders. Denn im alten germanischen Volksglauben galt der Wolf, namentlich Fenris, der Begleiter Odins, als das Böse schlechthin, als ein Dämon, der nur mit einem Gegenzauber zu bannen war. Wölfe wurden daher an Wolfsgalgen erhängt und dort gelassen, bis nur noch ihre Knochen übrig waren. Solches notierte der polnische Adlige Jan Chryzostom Pasek, der im Zweiten nordischen Krieg 1658/1659 im nordschleswigschen Hadersleben überwinterte, in sein Tagebuch 057. Man glaubte, an totem Holz hängend würde der Dämon keine neue Kraft aus Mutter Erde gewinnen können und Odins Raben hätten Gelegenheit, ihn Stück für Stück ins Totenreich zu tragen. Dort wäre er unschädlich. Auch die letzten in Schleswig-Holstein erlegten Wölfe präsentierte man 1820 hängend. Inzwischen hatte man allerdings den Grund für diesen alten Brauch vergessen 058.

Es gab aber noch eine ganz andere, ebenfalls im alten Volksglauben wurzelnde Einstellung gegenüber dem Wolf: Er stand für Stärke. Kinder wurden daher gerne Wulf oder dänisch Ulf getauft und ihr Name übertrug sich, wie in Uelvesbüll, auf ihren Besitz. Auch in adligen Kreisen war der Name beliebt und so gelang dem Wolf auch der Aufstieg zum Wappentier. Das Geschlecht derer von Andersen zu Klixbüll führte seit 1462 ein solches Wappen: gespalten von Blau und Silber, darauf in vertauschten Farben ein springender Wolf; als Helmzier Büffelhörner in den Farben des Wolfes 059.

 

Claus Johann Broderius

 

Unterdessen, 1585, war Claus Broderus in Klixbüll der Sohn Claus Johann geboren worden, der Zweitälteste unserer bekannten Ahnen. Es war das Jahr, in dem Anna von Dänemark, Tochter König Christians III. von Dänemark, Gemahlin des Kurfürsten August I. von Sachsen, in Dresden an der Pest starb. Sie sollte der Generation unserer Großeltern, der sie als 'Kurfürstin in der Küche' bekannt war, als leuchtendes Beispiel für die Rolle der Frau und Landesmutter gelten.

 

Vielleicht wurden Claus Johanns Geburt und seine sicherlich bald darauf erfolgte Taufe mit einem Kindelbier gewürdigt, einem Fest mit Gesang und Tanz, zu dem, so man es sich leisten konnte, auch Spielleute erschienen sein könnten. Diese mehr oder weniger sesshaften, nicht immer unproblematischen Gesellen lassen sich erstmals im 16. Jahrhundert in den Herzogtümern nachweisen. 1533, bei einem dreitägigen Besuch des späteren dänischen Königs Christian III. nebst Gemahlin und Gefolge auf 97 Pferden im holsteinischen Neustadt, findet sich in der Kostenberechnung des fürstlichen Gastmahls auch ein Posten zur Entlohnung von Spielleuten 060. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts traten dann überwiegend fest angestellte Stadtmusikanten an ihre Stelle, wie 1615 Johann Beyer in Tondern, der im dortigen Ratskeller kostenlos wohnen durfte. Für das Jahr 1585 wurden allein in Husum mindestens neun Spielleute ermittelt, darunter ein Vydt Sinkenbleser (Veit Zinkenbläser), der wohl zu den ersten fest angestellten Stadtmusikanten Husums zählte. Überliefert sind allerdings leider nicht die musikalischen Leistungen der Spielleute, sondern die durch sie auch unter ihresgleichen verübten Straftaten, die von Sachbeschädigung ('Fiedel zerschlagen') über Körperverletzung ('Loch in den Kopf gehauen') bis zu Mord reichten: 1588 wurde der Husumer Spielmann Jürgen Schlaring wegen Mordes an seinem Bruder Blinde Hans Spelman, der selbst kein unbeschriebenes Blatt war, enthauptet 061.

Leider ist nicht genau bekannt, welche Schlager damals in den Herzogtümern im Volk populär waren. Besser dokumentiert ist dagegen die Musik am Königshof. So holte König Christian IV. von Dänemark von 1598 bis 1606 den berühmten englischen Lautenisten John Dowland (* 1563, † 1626) gegen fürstliche Bezahlung an seinen Hof. Dowland widmete dem König eines seiner Werke: The Most High and Mighty Christianus The Fourth King of Denmark, His Galliard; zu Deutsch etwa: Springtanz des höchsten und mächtigsten Christian IV., König von Dänemark. Dowlands kunstvolle Musik, die schon durch seinen Zeitgenossen William Shakespeare gerühmt wurde, dürfte allerdings kaum für derbere Festlichkeiten der Landbevölkerung geeignet gewesen sein. Für solche 'Biere' zu allerlei Gelegenheiten waren die schlichteren Varianten der Schreit-, Reihen- und Springtänze, der Deutschen Tänze und Reigen des renaissancezeitlichen Europas besser geeignet. Auch John Dowland müssen sie bekannt gewesen sein. In seiner Jugend, nach 1580, hatte er einige Jahre als Musikschüler in Paris gelebt, wo der Musiknotendrucker und Musikverleger Pierre Attaingnant († um 1552) um 1527/1529 die 'Pariser Tanzbücher' in ein paar Tausend Exemplaren aufgelegt hatte 062. Spätere Reisen führten ihn durch Deutschland bis nach Italien. Ein anderer potenzieller Bote damals populärer Musik war Tielman Susato († nach 1570). Er stammte mutmaßlich aus Soest und arbeitete in Antwerpen als Musikverleger und Komponist. In den letzten Jahren seines Lebens tauchte er im Dunstkreis des schwedischen Königshofes zu Stockholm auf. Weisen aus seinem Tanzmusikbüchlein mit 'alderhande danserye' von 1551 063 wird er sicherlich gelegentlich zum Besten gegeben haben.

Notendruck und Musik waren also in Europa zu einem einträglichen Geschäft geworden, und das damit verbundene Phänomen umherziehender Spielleute dürfte für die Verbreitung zeitgenössischer Pop- und Tanzmusik auch in entlegeneren ländlichen Bereichen gesorgt haben. So war um 1559 'von fremden Orten' der Biparendantz (Zwei-Paare-Tanz) in die Herzogtümer eingeführt worden. Er war unserem Walzer wohl nicht unähnlich 064 065.

 

Dann, 1599, begann endlich auch Dänemark mit der Erkundung der Welt, wenn auch vergleichsweise bescheiden. Christian IV., seit 1588 König von Dänemark und Norwegen, umsegelte 1599 mit großem Gefolge von Kopenhagen aus das Nordkap, das seinen Namen dem englischen Kapitän Richard Chancellor verdankt, der es 1553 auf der Suche nach einer Nordostpassage nach Asien, umfahren hatte. König Christian muss dabei die Inselgruppe der Lofoten passiert haben, und damit auch den berüchtigten, bereits im 13. Jahrhundert in der isländischen Edda besungenen Mahlstrom zwischen den Lofoten-Inseln Moskenesøy und Værøy. Diesen kreiselnden Gezeitenstrom hatte der schwedische Bischof Olaus Magnus 1539 in seine Carta Marina, eine auch mit allerlei sagenhaften Meerestieren phantasievoll gestaltete Karte Skandinaviens, als einen eben ein Schiff verschlingenden Strudel eingezeichnet und mit 'HEC EST HORRENDA CARIBDIS' - das entsetzliche Meeresungeheuer - beschriftet. Generationen von Wissenschaftlern und Autoren sollten sich hernach dieses faszinierenden Themas annehmen, etwa der neuzeitliche, aus der Rhön stammende und in Rom in päpstlichem Auftrag wirkende Gelehrte Athanasius Kircher, Friedrich von Schiller (Der Taucher, 1797) oder Edgar Allan Poe (Sturz in den Mahlstrom, 1841). Kircher, einer der letzten großen Universalgelehrten, veröffentlichte 1664 die Theorie, das Weltmeer würde unterirdisch vom Norden zum Süden strömen und jedem, der dem nördlichen Mahlstrom zu nahe käme, wäre der Untergang sicher; umgekehrt wäre der Süden wegen der starken Gegenströmung des dort wieder austretenden Wassers für Seefahrer unerreichbar 066. Auf diesen Wasseraustausch mit einem unterirdischen Ozean führte Kircher auch die Gezeiten zurück 067. Tatsächlich war die Antarktis damals noch nicht entdeckt, wurde aber von anderen Wissenschaftlern als Gegengewicht zur Landmasse der nördlichen Halbkugel vermutet.

Die Wirklichkeit des Mahlstromes dürfte erwartungsvolle Besucher indes schon immer enttäuscht haben 068, vielleicht auch König Christian, allerdings könnte er es auch besser gewusst haben. Denn bereits zu seiner Zeit werden es die Einheimischen dort so gehalten haben, wie es gut 150 Jahre nach ihm die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften zu Stockholm trocken notierte: „In den heftigsten Strömungen des Mahlstromes wird beste Fischerei getrieben und die Bewohner der nächsten Inseln schiffen hindurch“ 069.

 

Derweil ging die sesshafte Landbevölkerung der Herzogtümer einem anderen lukrativen Erwerb nach: In Claus Johann Broderius' Kindertagen blühte im Amt Tondern der Handel mit Rindern auf. Gottorfer Zollrechnungen belegen, dass auch Bauern aus Klixbüll ihr Rindvieh regelmäßig im Frühjahr zum Viehmarkt nach Husum und weiter trieben oder treiben ließen. Die Ochsentrift folgte der früher Heerweg genannten heutigen B 199 nach Leck zum westlichen Zweig der alten, Ochsenweg genannten Heer- und Handelsstraße, die die gesamte kimbrische Halbinsel in zwei oder drei Strängen durchzog, nach Husum. Was in Husum noch nicht verkauft war, wurde über Hollingstedt in Richtung Kropp getrieben, wo die Ochsentrift im Kropper Busch auf den östlichen Ochsenweg mit den Zielen Lübeck, Hamburg oder sogar den Niederlanden traf 070 071.

 

Als Claus Johann Broderius etwa 30 Jahre alt war, ereignete sich eine weitere sehr schwere Sturmflut, die sogenannte Große Schadensflut vom 1. und 2. Dezember 1615, die „in alle Spadelande durchbrach“ 072. Sie dürfte den Tonderner Stadtmusikanten Johann Beyer aus seinem Ratskeller gespült haben, denn in Tondern fuhr man in diesen Tagen mit Booten durch die Straßen. Die Flut bezwang den Deich des Gotteskooges erneut, ertränkte in der Wiedingharde 160 Menschen und schwemmte in Husum die Schiffe vom Hafen in die Gassen. Auf dem Strand brachte sie über 300 Menschen den Tod und zerstörte viele Deiche. Dort, auf dem Strand, blieben nur das Kirchspiel Pellworm und die Trindermarsch, ein Bereich des heutigen Nordstrand, trocken 073. Schlimmer noch: Hier zeichnete sich bereits die Zukunft ab. Für die Insel Strand begann die letzte Phase ihres Bestehens.

Schon sechs Jahre zuvor hatte Herzog Johann Adolf (* 1575, † 1616) den Zustand der Strander Deiche erheben lassen und ihm war gemeldet worden, dass vornehmlich die Deiche im Bereich der Kirchspiele Ilgrof, Brunock und Stintebüll durch abgerissenes Bohlwerk und abgestürztes Erdreich sehr beschädigt waren 074. Diese drei Kirchspiele lagen am nördlichen Ende der Rungholter Bucht, südlich und westlich des dritten heutigen Alt-Nordstrander Inselrests Nordstrandischmoor, und somit vor der Spitze der Norderhever in Staurichtung der Fluten.

Die Ergebnisse der Bemühungen der folgenden Jahre waren durch Rückschläge mehr als kompensiert worden und die finanziellen Mittel vieler Koogseigner erschöpft. In einem Gutachten vom 13. April 1615 war nur noch von einer möglichen Wiedergewinnung der Köge die Rede gewesen, was den Herzog veranlasste hatte, nun, am 9. Mai 1615, auf das Spatenlandrecht zu pochen: Wer nicht will deichen, muss weichen. Die Eigner der Ilgrofer, Brunocker und Stintebüller Köge hatten unter Fristsetzung von zwei Wochen den herzoglichen Befehl bekommen, sich unter Angabe der Anzahl Demat Land, für die sie die Kosten des Deichbaus zu tragen gewillt waren, registrieren zu lassen. Für das übrig bleibende Land sollten sich andere Interessenten eintragen können. Die Sache hatte sich hingezogen. Ende August 1615 hatten die Kirchgeschworenen von Brunock gemeldet, dass das Wasser Tag für Tag tiefer einreiße und das Land verderbe, weshalb die Einwohner des Kirchspiels teils verarmt seien. Das Wasser stehe bereits bis zur Kirchenmauer und habe Särge aus dem Friedhof herausgespült und mitsamt der Toten weggetragen. Aber die Liste der Eingeschriebenen war überschaubar geblieben. Viele hatten ihren Spaten in den Deich gesteckt und aufgegeben. Dennoch sollte nach herzoglichem Beschluss gedeicht werden. Als Deichbaumeister waren Johann Clausen Rollwagens Sohn Claus Jansen Rollwagen oder dessen Sohn Johann Clausen Koth im Gespräch, die Herzog Johann Adolf Pläne für Deiche mit schon recht modernem Profil vorgelegt hatten. Darüber war es Herbst geworden 075. Zu spät: Am 1. Dezember 1615 machte die Große Schadensflut die Orte Stintebüll und Brunock nahezu dem Erdboden gleich und warf das von dort Mitgerissene auf das Hohe Moor, den heutigen Strander Inselrest Nordstrandischmoor 076.

Im Frühjahr 1616, inzwischen war Herzog Friedrich III. an die Stelle seines früh verstorbenen Vaters getreten, unternahm man einen neuen Anlauf. Den Auftrag erhielt Johann Clausen Koth. Der Herzog bemühte sich um neue Interessenten, Arbeiter und Baumaterial und verbot Schiffern unter der Androhung von Strafen, Arbeitsfähige außer Landes zu bringen 077. Trotz erneuter Rückschläge sollte es nun gelingen. Nachdem auch die letzte und größte Wehle bei Stintebüll mit Hilfe versenkter Schiffe geschlossen werden konnte, war der neue Seedeich im August 1617 fertig. Doch man hatte Land eingebüßt, denn die Linie des alten Brunocker Seedeiches war verloren und hatte ausgedeicht werden müssen 078. Aber auch der neue Deich sollte das Kommende nicht verhindern können.

 

Gabriel Broderius (Puderus)

 

Claus Johann Broderius war Vater des etwa 1623 vermutlich in Klixbüll geborenen Gabriel Broderius, dessen Kinder ab ca. 1655 in Norby zur Welt kamen, der 1693 in Norby starb und der in Kropp bestattet wurde. Claus Johann Broderius wurde anscheinend noch in Klixbüll zu Grabe getragen, sein Todesjahr kennen wir aber nicht. Wir wissen daher auch nicht, welche der nun folgenden Ereignisse er erlebt hat. Gabriel Broderius aber war unzweifelhaft Zeitzeuge dramatischer Jahre.

 

Nachkommentafel von Claus Broderus. Zu Petrus/Peterus Broderus siehe Anmerkung 033.

 

Zunächst aber hatte am 27. Februar 1613 Nicolaus Esmarch die Nachfolge von Claus Broderus als Pastor an der St. Nikolaus-Kirche zu Klixbüll angetreten 079 und in den folgenden Jahren begonnen, seine Kirche neu auszustatten: 1618 wurde die erste Orgel angeschafft 080, in demselben Jahr auch die heutige Kanzel, 1619 folgte ein Deckel für die uralte, aus dem 13. Jahrhundert stammende Taufe und 1621 der Altar 081.

 

Als für Gabriel Broderius, so ist anzunehmen, um 1623 der besagte, noch heute vor Ort befindliche Taufdeckel der Klixbüller Kirche 082 abgehoben wurde, da herrschte noch Frieden. Nur wenige Jahre später, 1627, erreichte der 1618 ausgebrochene Dreißigjährige Krieg auch die kimbrische Halbinsel, nachdem sich der dänische König Christian IV. eingemischt und 1626 die Schlacht bei Lutter am Barenberge, bei Goslar, gegen den kaiserlichen Feldherrn Tilly 083 verloren hatte. Die Halbinsel wurde von Heeren Wallensteins 084 und Tillys überrannt und, von Glückstadt abgesehen, vollständig eingenommen. Die Söldner folgten dem Ochsenweg von der Elbe aus nach Norden, an Rendsburg vorbei nach Kropp, wo er sich teilte, und weiter über Schleswig und Flensburg oder über Husum, Leck und Tondern bis in die Spitze Jütlands. Ein Trupp war 1628 offenbar in Leck auf die heutige B 199 nach Klixbüll eingebogen und wollte von dort über den Klixbüller Deich, die heutige B 5, seit dem Deichbau 1466 ein gangbarer Weg über den alten Meeresarm Dennewarcks Graven nach Niebüll hinüber, in die Bökingharde marschieren, wo er allerdings auf eine Schanze der Bökingharder stieß, die den 'Kaiserlichen' den Weg versperrte 085. Sie konnte nicht gehalten werden. Es lässt sich erahnen, wie die Sieger hernach mit der ansässigen Bevölkerung umsprangen. Die Heere lebten schließlich aus dem Land, bedienten sich also zum Leidwesen der Bevölkerung selbst. Gabriel Broderius wird das Geschehen nicht verborgen geblieben sein. Sicherlich war er mit seinen fünf Lebensjahren noch zu klein, um es zu begreifen, aber auch alt genug, um es nie wieder zu vergessen. Als die fremden Heere im folgenden Jahr nach einem in Lübeck geschlossenen Friedensvertrag wieder abzogen, waren Teile der Herzogtümer ausgeplündert und verarmt, viele Bauernhöfe verlassen.

Trotz allem kann angenommen  werden, dass, obwohl in den Herzogtümern bis zu einer allgemeinen Schulpflicht noch über eineinhalb Jahrhunderte ins Land gehen sollten, Gabriel Broderius bereits in Klixbüll zur Schule gehen durfte, wo 1620 die erste Schule gegründet worden war 086.

 

Auf zu wenige Jahre wirtschaftlicher Erholung folgte 1634 die nächste, wenn auch ganz anders geartete Katastrophe. Die Statistik listet sie als neunzigste Sturmflut seit dem Jahr 1500 auf 087 und ordnet ihr den Namen des Heiligen Burchard zu, an dessen Namenstag sie sich ereignete. Die Betroffenen indes fanden einen treffenderen Namen: Gabriel Broderius war elf Jahre alt und saß vielleicht gerade, wie viele andere Kinder auch, mit Eltern und Geschwistern beim Abendbrot, als die zweite Grote Mandrenke am 11. Oktober 1634 über Friesland hereinbrach. Der Chronist und Augenzeuge Peter Sax aus Koldenbüttel schrieb in seinen Annales Eyderstadiensium: „Umb 7 Uhren [abends] ließ Er [der Herrgott] den Wind so starck wehen, daß fast kein Mensch gehen oder stehen konte ...“. Binnen nur zweier Stunden zerschlug die Flut der großen Insel Strand fast sämtliche Deiche, ertränkte allein dort über 6.000 Menschen und 50.000 Stück Vieh und zerstörte über 1.300 Häuser 088. Der mühsame Kampf um die Deiche war wieder verloren und der Dreißigjährige Krieg, der auch die Mittel der Strander belastet hatte, daran nicht unschuldig 089

Erneut blieben aber auch die Niederungen des Binnenlandes nicht verschont und auch die vor Klixbüll liegenden Deiche hielten nicht stand. Die landverderbliche Sündenfluth, wie der Strander Pfarrer und Chronist Anton Heimreich sie nannte 090, drang bis zum Geestrand bei Klixbüll vor, forderte dort 60 Menschenleben - und hinterließ eine zweite, höhere Flutmarke an den Mauern der Klixbüller Kirche.

 

Es ist noch einmal auf den seit 1616 im Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf, zu dem auch die Insel Strand und Klixbüll gehörten, regierenden Herzog Friedrich III. († 1659) zurückzukommen, einem Mann, der als außergewöhnlich gebildet - seine Bibliothek umfasste 15.000 Bände -, geistig rege, milde und wohltätig beschrieben wird und der als Förderer von Kunst und Kultur galt. So überrascht es nicht, dass er auch zwei 'Monumenta mathematica' in Auftrag gab, die das geographische und kosmographische Wissen seiner Zeit widerspiegelten: den bereits damals europaweit berühmten wasserkraftgetriebenen Gottorfer Riesenglobus, den der Herzog selbst erdacht hatte, und die kleinere, kunstvolle Sphaera Copernicana, ein von einem Federuhrwerk angetriebenes Planetarium. Der zwischen 1650 und 1664 entstandene Globus hatte einen Durchmesser von mehr als drei Metern, was bis dahin unerreicht war. Sein Äußeres war eine Weltkarte, sein Inneres ein begehbares mechanisches Modell des ptolemäischen Weltsystems unter einem auf den Gottorfer Breitengrad geeichten Himmelsgewölbe. Dass der Herzog jedoch nicht dem ptolemäischen, sondern dem kopernikanischen Weltsystem den Vorzug gab, belegt die besagte Sphaera Copernicana aus den Jahren 1654 bis 1657 als Modell des kopernikanischen Weltsystems. Sogar die elliptischen Planetenbahnen wurden durch exzentrisch angeordnete Ringe angedeutet. Nur als Untermodell trägt es eine kleine ptolemäische Armillarsphäre 091.

 

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Ptolemäische Armillarsphäre des Italieners Joannes Paolo Ferreri, Rom 1624. Die Erde steht im Mittelpunkt. (National Maritime Museum, Greenwich, London, 03. Juli 2010)

 

Herzog Friedrichs III. Politik war auf Neutralität ausgerichtet, was eine für ihn riskante Abkehr vom dänischen König, mit dem er sich ja die Regierung in den einem herrschaftlichen Flickenteppich gleichenden Herzogtümern teilte, und eine Hinwendung zu Schweden bedeutete. Sein Bestreben war, seinem Herzogtum den internationalen Handel zu erschließen. Zu diesem Zweck gründete er 1621 Friedrichstadt, dem er mitten im als Religionskrieg begonnenen Dreißigjährigen Krieg religiöse Toleranz verordnete, schickte 1633 eine Gesandtschaft nach Russland und 1635 eine nach Persien, und spielte mit dem Gedanken, einen Kanal von der Nord- zur Ostsee bauen zu lassen.

 

Nach der Sturmflut von 1634 plagten ihn aber zunächst andere Sorgen. Zahlreiche mittellos gewordene Bewohner der Marschen, insbesondere der Insel Strand, baten ihren Herzog, in andere Landesteile umziehen zu dürfen, weil sie sich außerstande sahen, mit ihrem verwüsteten Land genug für den Wiederaufbau der zerstörten Deiche erwirtschaften zu können. Zudem hatten 1637 ausgerechnet die Einwohner der gerade erst in der Phase der Wiederbedeichung befindlichen Pellworm-Harde unter einer bedrohlichen Mäuseplage zu leiden. Herzog Friedrich III. wollte diesen Wünschen jedoch nicht entsprechen. Er brauchte seine überlebenden Untertanen vor Ort. Vielen Verzweifelten blieb daher als Ausweg nur, sich in benachbarten Ländern niederzulassen und ein Teil begab sich nach Holland, während sich der Herzog gleichzeitig bemühte, dort Investoren für die Wiederbedeichung zu gewinnen, indem er ihnen an den dann sogenannten oktroyierten Kögen weitgehende Rechte und Freiheiten einräumte 092.  So gelang es 1637, allen Widrigkeiten zum Trotz, dem Niederländer Cornelius Jansen Allers, im Bereich der Pellworm-Harde die ersten Köge auf dem Gebiet der alten Insel Strand einzudeichen, darunter den Großen Koog, den Kern der heutigen Insel Pellworm 093.

Es sollte aber bei Teilerfolgen bleiben, eine rasche vollständige Wiederbedeichung der Insel Strand wollte nicht gelingen. Das Meer wühlte sich so mit jeder Flut ungehindert weiter und weiter durch die offenen Wehlen in die tief liegende, ungeschützte Marsch, bis schließlich nur noch Teile der Insel Strand übrig waren: die heutige Insel Pellworm, die Hallig Nordstrandischmoor und das inzwischen landfest gewordene Nordstrand. Dass der Meeresspiegel seit der ersten Groten Mandrenke, in der Kleinen Eiszeit, um einen halben Meter gesunken war, hatte sicherlich niemand bemerkt 094.

 

Wenigstens herrschte nach der zweiten Groten Mandrenke bis Ende 1643 Frieden - Friedensjahre, in denen Gabriel Broderius dem Alter des wohl in ganz Europa beliebten Tründelbandspiels, bei dem ein Rad oder Reifen durch das Schlagen mit einem Stock vorangetrieben wird, entwuchs und erwachsen wurde 095.

 

Dann aber, im Dezember und Januar, fluteten bestens ausgerüstete und geschulte schwedische Truppen mit ihrem Feldherrn Lennard Torstenson an der Spitze ohne Kriegserklärung plündernd über die kimbrische Halbinsel und besetzten sie vollständig. Der dänische König Christian IV. hatte sein schwedisches Pendant durch überzogene Zölle herausgefordert und sah sich nun einer übermächtigen schwedisch-niederländischen Allianz gegenüber. König Christian verlor im Laufe der folgenden Auseinandersetzungen, die im Mai 1644 mit der berühmten Seeschlacht im Königshafen, im Norden Sylts, begannen, zunächst ein Auge, im Herbst in der Seeschlacht vor Kiel seine Flotte, und im Friedensschluss von 1645 eigentlich alles, was seine vermeintliche Vormachtstellung im Ostsee- sowie im norddeutschen Raum ausgemacht hatte. Die neue Großmacht hieß Schweden. Herzog Friedrich III. von Gottorf hatte entschieden, in diesem Krieg neutral zu bleiben und seinem König den Beistand, den dieser als Lehnsherr, aber mehr noch aufgrund der 1533 beschlossenen und 1623 erweiterten 'ewigen Union' zwischen dem Königreich Dänemark und den Herzogtümern verlangen konnte 096,verweigert und sich losgesagt. Gegen eine Zahlung von 100.000 Reichstalern wurde Friedrich III. zwar von allen Kriegsauflagen befreit, sein Herzogtum aber war erneut Kriegsschauplatz gewesen und von fremden Soldaten verheert worden.

 

Zu allem Überfluss beschäftigten den Herzog nun auch noch Gesuche seiner Untertanen um Steuernachlässe als Ausgleich für angeblich großen, durch Wölfe unter Vieh und Pferden angerichteten Schaden. Viele Bauern behaupteten, deswegen ihren steuerlichen Pflichten gegenüber ihrem Landesherrn nicht mehr nachkommen zu können.

An der schlechten wirtschaftlichen Verfassung der Landbevölkerung waren die Wölfe jedoch nicht schuld; die hatte ihre Ursache vielmehr in den durchlittenen Kriegen und Naturkatastrophen. Gleichwohl wusste man Schuldige zu finden und das waren nicht nur die Wölfe: In den schlechten Zeiten stieg die Zahl der Hexenprozesse dramatisch an, sie erreichte mit Regierungsantritt Herzog Friedrichs III. ihren Höhepunkt und hatte sich gegenüber den ersten Wellen des Wahns zu Claus Broderus' Lebzeiten verdreifacht 097. Wie dicht Solcherlei nun auch der Familie Broderius gekommen war, das verrät ein Blick in die Quellenkartei des 'Seminars für Europäische Ethnologie/Volkskunde' der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel 098. 1635 und 1646 waren in Norby, 1641 im benachbarten Owschlag Zaubereivorwürfe verhandelt worden - und mindestens zwei Familiennamen der Beteiligten tauchen später auch in Claus Broderus' Nachkommentafel auf 099. Die Wut der Bevölkerung richtete sich nun aber auch gegen anderes unheimliches Getier: gegen Greifvögel und Raben 100, und den scheuen Wölfen wurde nun ihr schlechter Ruf zum Verhängnis: 1647 setzte Herzog Friedrich III. eine Kopfprämie von zwei Reichstalern auf erlegte Wölfe aus und König Christian IV. ordnete Wolfsjagden in als geschädigt empfundenen Orten an 101. Die Ausrottung der auf der kimbrischen Halbinsel lebenden Wölfe begann.

 

In dieser Zeit, in einem der auf 1634 folgenden Jahre, wohl spätestens 1655, zog Gabriel Broderius von Klixbüll im Amt Tondern nach Norby im Amt Hütten um. Der Umzug könnte im Hoffolgerecht seine Ursache gehabt haben, das seinen älteren Bruder Johann Broderius begünstigte und ihn selbst zwang, sich andernorts seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Norby bot hierfür womöglich geeignete Voraussetzungen, weil hier, in unmittelbarer Nähe der Heerstraße, dem Ochsenweg, wiederholt Siedlungsstellen wüst, also unbewirtschaftet, waren. So bezeichnet das Erdbuch die Norbyer Halbhufe, als deren Pächter Gabriel Broderius als Gabriel Puderus von 1680 bis 1683 verzeichnet ist, und der der Name Broderius bis gegen 1826 anhaftete, im Jahr 1641 als zeitweise wüst. Danach, bis 1680, nennt es mehrere, recht rasch wechselnde Pächter. Noch 1664 wurden in Norby zwei und eine halbe Hufen als wüst registriert, daneben auch drei und eine halbe im benachbarten Owschlag und eine im nahen Sorgwohld 102.

Vielleicht erkannte Gabriel Broderius anlässlich einer Ochsentrift die Chance, im von vorbeiziehenden Heeren geplagten Norby einen eigenen Hausstand zu gründen, und vielleicht halfen ein gewisses Privileg der Familie Broderius oder auch Beziehungen nach. Schließlich ist denkbar, dass Herzog Friedrich III. daran gelegen war, auch neue Siedler für die am schlimmsten verheerten Gebiete in der Nähe der Heerstraßen zu finden, denn Gabriel Broderius blieb, obwohl er beim Umzug zwei Grenzen zu passieren hatte, praktisch im Land, was einen herzoglich anerkannten Grund für den Umzug vermuten lässt. Nach Herzog Johann des Älteren Tod, 1580, war nämlich das Amt Tondern mit Klixbüll an seinen Bruder, Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf gefallen, in dessen Gebiet auch Norby lag und das nun ebenfalls Herzog Friedrich III. gehörte. 

Vielleicht also stand der Umzug mit dem Krieg von 1643/1645 in Zusammenhang, oder mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648, da war Gabriel Broderius etwa 25 Jahre alt, oder aber mit dem 1655 ausgebrochenen Zweiten Nordischen Krieg.

 

Jedenfalls waren für den über 80 Kilometer langen Weg mehrere Reisetage zu veranschlagen, in denen Gabriel Broderius vielleicht zu Fuß mit einem Handkarren, vielleicht auch auf einem hoch beladenen Ochsenwagen über den gangbarsten Weg, wohl über den Ochsenweg, nach Süden bis Norby im Kirchspiel Kropp zog. Die seit 1614 über den Ochsenweg rollende Frachtpost zwischen Hamburg und Kopenhagen über Rendsburg und Schleswig, die seit 1624 auch Briefe und Pakete 103 und seit 1653 einmal pro Woche auch Personen beförderte 104, kann ihm keine Hilfe gewesen sein.

 

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Ochsenweg bei Kropp, 06. Aug. 2007

 

Vielleicht fiel Gabriel Brode- rius beim ersten Kirchgang in Kropp ein anderer Neuan- kömmling auf: Aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt das in der Kropper Kirche hängende Gemälde 'Jüngstes Gericht'. Es wird dem Manierismus zugeschrie- ben, der Übergangsform von der Renaissance zum Barock 105.

 

Im Gegensatz zu Gabriel Bro- derius suchten andere ihr Auskommen, wie bereits er- wähnt, gleich in der Fremde, manche sogar, von damals populären Reiseberichten heimkehrender Ostindienfah- rer neugierig gemacht, in Fernost.

Bereits 1616 hatte Dänemarks König Christian IV. die 'Ostindiskt Kompagni' gegründet und 1620 in der ostindischen Stadt Tranquebar den Handelsstützpunkt Fort Dansborg errichten lassen, in dem dänische Siedler Fuß fassten. Der Dreißigjährige Krieg bewirkte dann allerdings, dass das ohnehin nur mit wenigen Schiffen ausgestattete, nicht besonders finanzkräftige Unternehmen 1639 seine Handelstätigkeit vorerst, 1650 endgültig einstellen musste. Erst 1668 sollte wieder ein dänisches Schiff, die Færo, mit Ziel Ostindien auslaufen. Es kehrte 1670 reich beladen zurück, was das vergleichsweise bescheidene dänische Engagement in Ostindien wiederbelebte 106.

Ganz anders in den Niederlanden: Die dort 1602 gegründete Vereenigde Oostindische Compagnie, kurz VOC, die als erste Aktiengesellschaft der Welt bezeichnet wird, war bis 1640 zu einem einträglichen Großunternehmen aufgestiegen, das Hunderte Handelsschiffe unter Segel hatte und mit seinem fernöstlichen Hauptstandort Batavia, der heutigen indonesischen Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java, und weiteren Nebenstandorten den Gewürzhandel, insbesondere den mit Pfeffer, kontrollierte. Daneben war 1621 die niederländische West-Indische Compagnie, WIC, getreten, die in den Niederlanden das Monopol für den Handel in Westafrika und Amerika erhielt und die 1626 auf der Südspitze von Manna-Hata die Stadt Nieuw Amsterdam, das heutige New York gründete. Nur ein halbes Jahrhundert später sollten für die inzwischen neu organisierte WIC Hunderte Sklavenschiffe von Afrika in die neue Welt fahren.

 

Die Welt war also in Bewegung geraten und zahlreiche Abenteurer ließen sich von den expandierenden und auch wegen der hohen Verlustrate immer um neues Personal verlegenen Handelsunternehmen gegen guten und sicheren Lohn als Seemann, Soldat, Handwerker oder Mediziner anwerben. Als zum Beispiel am 3. Mai 1643 der Ostindienfahrer 'Walvis' von der niederländischen Insel Texel aus zu seiner sechsmonatigen Reise nach Batavia in See stach, da waren unter der 271-köpfigen Besatzung mindestens 13, deren im Schiffssoldbuch vermerkter Herkunftsort sich mit hinreichender Sicherheit den Herzogtümern zuordnen lässt.

Besatzungsmitglieder der 'Walvis' aus den Herzogtümern

(Abfahrt Texel, 3. Mai 1643, Ziel Batavia)

 

Claas Claasen, Rensburgh - Schiffskanonier

Claas Hendricks, Stapelholm - Seekadett

Claas Pietersen, Gonnen in ditmarsen - Soldat

Carsten Jansen, Connen in ditmarsen - Soldat

Jan Adolffsen, Reijnsbuttel - Schiffsjunge

Jan Barentsen, Noortstrandt - Schiffsjunge

Jan Pietersen, Flensborgh - Schiffsjunge

Jeurian Pietersen, Flenborgh - Quartiermeister

Johan Carsten, Hoesem - Soldat

Laurus Pietersen, Flensburgh - Bootsmann

Pieter Carsfens, Noortstrandt - Soldat

Pieter Poulussen, Eijderste - Schiffsjunge

Pieter Michielsen, Holsteijn - Seekadett

(Namen und Ortsangaben sind unverändert aus der Datenbank übernommen 107.)

Ob sich der Wagemut dieser zumeist wohl jungen Männer letztlich bezahlt machte oder ob sie ihn mit ihrem Leben bezahlten, wissen wir nicht. Aber die Geschichte eines anderen mutigen jungen Mannes namens Jürgen Andersen aus Tondern, der sein Elternhaus verließ, um sein Auskommen in der Welt zu suchen, ist erhalten geblieben. Ihn lockten, wie es in seinem überlieferten Bericht 108 über seine fast unglaubliche, sechsjährige Reise, die er nur mit Glück lebend überstand, das Soldatenwesen und ferne Länder, und offenbar waren die Überfälle fremder Soldaten auf seine Heimat für ihn der Anlass, sich als Musketier in den Dreißigjährigen Krieg einzumischen. Vielleicht nahm er am 21. November 1644 im brandenburgischen Jüterbog an der Schlacht zwischen dem Kaiserlichen Heer und dem Heer Lennard Torstensons teil und war nach der vernichtenden Niederlage der Kaiserlichen nach Holland aufgebrochen, um, und hier beginnt sein Reisebericht, in die Dienste der Niederländischen Ostindien-Kompanie, niederländisch Vereenigde Oostindische Compagnie, kurz VOC, zu treten 109.

Gabriel Broderius und Schleswiger Abenteurer

 

Jürgen Andersen
Geboren ca. 1620 in Tondern, diente im Dreißigjährigen Krieg vorübergehend als Musketier in Deutschland und trat 1644 als Soldat im Range eines Unteroffiziers und jemand, der sich auf den Gebrauch von Kanonen verstand, in die Dienste der VOC. Auf einem ihrer Schiffe, nach Aussage des Reiseberichtes auf der 'Walvis', begann er am 24. April 1644 ebenfalls in Texel seine Reise nach Batavia mit Zwischenhalten auf den Kapverdischen Inseln und am Kap der guten Hoffnung, wo jeweils die Vorräte aufgefrischt wurden 110. In den Folgejahren bereiste er teils zu Wasser, teils zu Lande, teils als Bediensteter, teils als Sklave, teils auf der Flucht und teils aus Neugier Indien (Vengurla, Goa, Amadabath, Agra, Surat), den Jemen (Mokka), Sri Lanka (Colombo, Galle), wieder Indien (Trankebar mit der Festung Dansborg, Pulicat mit dem Fort Geldria), Malaysia (Malakka), Taiwan (Fort Zeelandia), Japan (Insel Deshima vor Nagasaki), China, die Mongolei, Usbekistan (Samarkand), den Iran (Bender Abbas, Maschhad, Isfahan, Hormus), Armenien (Eriwan), Afghanistan (Kandahar), den Irak (Bagdad, Mosul), Syrien (Aleppo, Damaskus), Israel (Jerusalem), die Türkei (Iskenderun), Griechenland (Heraklion/Kreta) und Malta. Von dort gelangte er ins französische Marseille und weiter, die Côte d’Azur entlang, über Nizza und Monaco nach Mailand, Venedig, Rom, Florenz und Pisa, wo er über Trient den Weg in Richtung Heimat einschlug, sah Innsbruck, Augsburg, Nürnberg, Bamberg, Leipzig und Wittenberg, dann Hamburg und Lübeck und erreichte schließlich, im November 1650, zwei Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, Gottorf.
Nach seiner Rückkehr entbot er seine Dienste Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf, der ihm als „Liebhaber von Leuten, die fremde Länder bereist hatten“, wie Andersen in seinem Bericht schrieb, empfohlen worden war. Der Herzog zeigte sich überaus interessiert, ließ sich von Jürgen Andersen ausführlich über die Reise berichten und veranlasste, dass dieser seine bereits begonnene Aufzeichnung seiner Reiseerlebnisse vervollständigte. Spätestens 1652 war Jürgen Andersen berittener Hofdiener des Herzogs, 1654 setzte ihn der Herzog als Hardesvogt von Kropp ein. Er starb 1679.

Gabriel Broderius
Geboren ca. 1623 in Klixbüll, spätestens ab 1655 in Norby ansässig, das damals zum Kirchspiel Kropp, aber nicht zur Kropp-Harde, gehörte, gestorben 1693. Er dürfte Hardesvogt Jürgen Andersen mindestens vom sonntäglichen Kirchgang her gekannt haben.

Volquard Iversen
Geboren ca. 1630 in Husum, wie Jürgen Andersen aus bürgerlichen Verhältnissen, arbeitete als gelernter Buchbinder in Amsterdam, reiste 1655 als Soldat der VOC nach Batavia und leistete einen fünfjährigen Dienst auf den Molukken ab. 1661 trat er seine Heimreise an, strandete jedoch infolge Schiffbruchs auf der Insel Mauritius und kam über Umwege 1662 nach Surat an der westindischen Küste, wo er bis 1667 erneut Dienst in der VOC tat. 1668 tauchte der inzwischen Totgeglaubte überraschend wieder in Husum auf, schiffte sich jedoch noch im selben Jahr, erneut in Diensten der VOC, wieder mit Ziel Batavia ein, wo sich seine Spur verlor.

Den kurzen Aufenthalt Volquard Iversens in seiner Heimat nutzte der Gottorfer Hofmathematiker, Hofbibliothekar und Konstrukteur des Gottorfer Riesenglobus, Adam Olearius, der als Teilnehmer der herzoglich initiierten Reisen nach Russland und Persien ebenfalls ein Mann war, der etwas von der Welt gesehen hatte, um in Kropp eine Zusammenkunft mit Jürgen Andersen zu organisieren und sich die Erlebnisse der beiden Weltreisenden berichten zu lassen. Der Hintergedanke war wohl, den Wahrheitsgehalt von Andersens Reisebericht durch gleichzeitige Befragung Iversens auf die Probe zu stellen. Bereits im folgenden Jahr, 1669, erschienen die 'Orientalische Reisebeschreibunge' von Jürgen Andersen und Volquard Iversen, 'Herausgegeben durch Adam Olearium, der regierenden Fürstl. Durchl. zu Schleßwig / Holstein Bibliothecarium und Antiquarium', in erster, in der Schleswiger Hofdruckerei 'Mit Kayserl. Mayest. Privilegio' hergestellten Auflage 111. Übrigens waren Olearius die Werke des oben erwähnten Gelehrten Athanasius Kircher bekannt; er bezeichnet ihn in einem Kommentar zu den Reisebeschreibungen als „gelahret und curios“ 112.

Es ist nun der Fantasie überlassen sich vorzustellen, wie der weit gereiste, anscheinend recht leutselige, vielseitig interessierte und Genüssen nicht abgeneigte Hardesvogt Jürgen Andersen im Kropper Dorfkrug zum Bier auch einen Tabak trank, wie das Rauchen damals genannt wurde, und dabei dem atemlosen Publikum Geschichten erzählte: von wochenlanger Flaute, in der das Wasser in den Tanks verdarb, sodass es nur mit zugehaltener Nase zu trinken war; von Scharbock, dem Skorbut, Blutgang, Pestilenz und Fieberwahn, in dem sich Seeleute ins Meer stürzten oder gotteslästerliche Worte redeten, dass einem Gesunden „die Haare zu berge stunden“; von der abgewendeten Strandung vor der brasilianischen Küste, für die sie zum Lobe Gottes den 103. Psalm sangen; von Sturm und Seegang, in dem sich die Kanonen mit großer Gefahr für das Schiff lösten und etliche Seeleute quetschten; von wilden afrikanischen Menschenfressern und den „Hottentotzman“, wie er das Volk der Nama erstmals im deutschen Sprachraum nannte 113; von Menschen verschlingenden Riesenschlangen, Krokodilen und Haien; von dem Löwen, der 1633 den „Dennemärcker“ Hans Mühle in einen Wald schleppte und zerriss; vom ungesunden tropischen Klima, gefährlichen Krankheiten und giftigen Tieren; von Seegefechten, in denen er mit seinen Stücken auf feindliche Schiffe spielte - sie also mit seinen Kanonen beschoss - und versenkte; von einem Schiff, das explodierte, weil jemand in der Pulverkammer Tabak getrunken hatte; vom eigenen Schiffbruch mit einer chinesischen Dschunke; von der langen Chinesischen Mauer; von fremden Völkern, Religionen, Sitten und Gebräuchen; vom arabischen Wüstenwind, der so heiß blies, „als wenn er aus einem Back Ofen käm“; von der Eroberung der Stadt und Festung Kandahar; von Pracht, Macht und Gewalt orientalischer Herrscher; vom Heiligen Grab und schließlich dem Segen, in Augsburg nach Jahren wieder das evangelische Abendmahl empfangen zu haben.

Sicherlich hatte er auch interessierte Zuhörer, wenn er die alkoholischen Getränke erwähnte, die man im fernen Batavia trank, etwa das, so Andersen, bei tropischer Hitze im Übermaß genossen sehr ungesunde süße Zuckerbier, oder das die Wirkung des Zuckerbieres mildernde Getränk Palipuntz, ein kalter Punsch.

    Ostindische Getränkerezepte aus Jürgen Andersens Notizbuch

 

Palipuntz (Kaltgetränk)

        Man nimpt halb Brandwein, halb Wasser,

        geriebene Muscaten Nüsse,

        Cannel Pulver (Zimt),

        Zucker,

        Chinesische kleine Limonien,

        durcheinander gerühret

        und davon gentruncken.

 

Matsack (Heißgetränk)

        2 theil Wasser,

        ein theil Brandwein,

        etliche Eyer

        Cannel Pulver (Zimt) und

        Zucker mit Brodt drein,

        wird als eine Weinsuppe gekochet,

        gibt räusche.

 

Bereits um Claus Broderus' Geburt hatte es in den Herzogtümern die ersten, wenig schmeichelhaften Verordnungen zur Regelung des Branntweinkonsums gegeben 114 und in Gabriel Broderius' Kindertagen waren dann teils auch die benötigten exotischen Zutaten in den allerdings noch wenigen Apotheken erhältlich. Sie wurden von Holland über den Tönninger Hafen in die Herzogtümer importiert. Die Tönninger Apotheke listete 1625 u.a. Reis, Mandeln, Pfeffer und Zimt 115. 1681 wurden im Tönninger Hafen u.a. Lieferungen von Limonen und Muskatnüssen notiert, zudem auch Tabakspfeifen und Tabak 116.

Kaffee und Tee, beide hatte Jürgen Andersen in Indien bzw. China kennen gelernt 117, verbreiteten sich zögerlicher. Erst 1677 konnte man seinen Cahawé in einem Hamburger Ausschank bestellen 118.

Die Gewohnheit, Tabak zu rauchen, hatten sich, so wird angenommen, Seeleute in der Neuen Welt abgeguckt und nach Europa gebracht. Claus Broderus' Zeitgenosse Jean Nicot, in den Jahren 1559 bis 1561 französischer Gesandter in Lissabon, auf den der wissenschaftliche Gattungsname der Tabakpflanzen, Nicotiana, und natürlich der des Nikotins zurückgeht, wurde dort auf die Pflanze, die anfangs den Nimbus besaß, eine Heilpflanze zu sein, aufmerksam und ließ dem französischen König ihre Blätter und Samen überbringen 119. 1570 rauchte man Tabak in den Niederlanden aus Palmblätter-Röhren 120, 1615 soll im niederländischen Amersfoort mit dem Tabaksbau begonnen worden sein 121, 1616 erreichte er Norwegen 122. 1619 verfasste der englische König Jakob (James) I. eine an seine Untertanen gerichtete Schmähschrift wider das schädliche Unkraut, wie er es nannte 123, aber dessen Verbreitung nahm ihren Lauf. In dieser Zeit strandete der 1994 bei Uelvesbüll gefundenen Frachtsegler, in dessen Wrack sich auch Tonpfeifen der Seeleute fanden 124.

Die Holländer verschifften den Tabak als Rollen, die von Unkundigen für Stricke zum Anbinden des Viehes im Schiff gehalten werden konnten und deren Preis pro Elle, etwa 60 bis 70 cm, eine Mark betrug 125. Eine Mark war in Nordfriesland damals der Tageslohn eines Handwerkers 126. Jürgen Andersen bezifferte den Preis für eine viertel Elle Tabak am Kap der guten Hoffnung auf einen großen Ochsen oder sechs Schafe und bezeichnete dies als guten Kauf 127. Zu dieser Zeit kostete ein von Jütland an die Elbe getriebener Stallochse knapp 18 Reichstaler 128, was 54 Hamburger Mark entsprach. Allerdings waren Mark und Mark noch nicht direkt vergleichbar.

Die Söldner des Dreißigjährigen Krieges machten den Tabak schließlich in jedem Dorf, durch das sie zogen oder in dem sie ihr Lager aufschlugen, bekannt, seinen Widersachern blieben nur Versuche zur Schadensbegrenzung übrig: 1624 verbot Papst Urban VIII. das Tabakrauchen in den Kirchen 129, 1691 warnte Simon Pauli, 1639 zum Professor für Anatomie, Chirurgie und Botanik an der Universität Kopenhagen berufen, nach der Thronbesteigung König Friedrichs III. von Dänemark und Norwegen 1648 dessen Leibarzt, in seinem 'Commentarius De Abusu Tabaci Et Herbae Thee', das Tabakrauchen sei die Ursache für die Grausamkeiten der orientalischen Herrscher 130 und der 1629 in Rendsburg geborene Theologe Christian Scriver wetterte in Magdeburg, wo er ab 1667 Pfarrer war, von der Kanzel: „Man sehe und höre es doch an, wie es an Sonn- und andern Feiertagen in den Schenken und Krügen dahergeht: da füllet und überfüllet man sich mit diesem und jenem Getränke, und damit man immer mehr saufen könne, macht man den Hals zur Feuermauer, und zündet dem Teufel ein Rauchwerk von Tabak an 131.“

Möglicherweise führte Jürgen Andersen auf seiner Reise einen Bauern- oder Schreibkalender mit sich 132. Diese in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts populär gewordenen gebundenen Kalender mit einer Doppelseite für jeden Monat boten neben kalendarischen Daten auch astronomische, meteorologische und medizinische Informationen, etwa zum richtigen Zeitpunkt für einen Aderlass, oder auch unterhaltsame Beiträge, und sahen zudem eine Spalte für eigene Notizen vor, sodass sie sich auch als Tagebuch eigneten. Sie waren als Mittel der längerfristigen Zeitplanung neben die Taschenuhren getreten. Letztere konnten sich allerdings nur wohlhabende Leute als Statussymbol leisten. Sie wurden inzwischen auch in Schleswig durch den Uhrmacher Daniel Kreitzer hergestellt. Eine seiner um 1640 gefertigten Uhren aus vermutlich herzoglichem Besitz ist erhalten geblieben und befindet sich im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf in Schleswig. Jedenfalls schrieb Jürgen Andersen über seinen glücklich überlebten Schiffbruch vor der chinesischen Küste und seiner anschließenden Versklavung durch die Chinesen, die einen Teil der Schiffsladung hatten bergen können: „Ich bekam auß Bitte durch die Maleyische Sprache / (welche auch diese an der Seekante wohnende Tzineser zum theil verstunden) meine Schrifften und Journal wieder / aber alles / ohne was ich in WachsTuch zusammen gebunden / gantz naß und halb verdorben.“ Weiter führte er aus, dass die Chinesen „es gerne sahen / daß ich etwas auffzeichnete / und etliche Figuren entwarff / verschafften mir auch Papier und von ihrer Tinte in Baumwolle trocken / das mit Wasser sich aufflösen ließ / sie gaben mir auch dünne Reht oder Rohr / daraus ich Federn machte. Und weil ich noch gute Hoffnung zu meiner Erlösung hatte / zehlete ich fleissig alle Tage von unserm Schiffbruch an / so lange ich unter den Barbaren war / biß ich wieder zu Christen kam / die den Calender gebrauchten / damit wenn ich am MonatsTage geirret / mich dadurch dessen gewißheit im zu rücke zehlen wieder erholen kunte 133.“

Einen solchen Kalender gab 1676 auch ein gewisser Emir Aliscir, „gebornen Indianer aus Cambaja“, in Wirklichkeit der deutsche Kalenderschreiber und Astrologe Daniel Willing, in Nürnberg für das Jahr 1677 heraus und nannte ihn: 'Alter und Neuer Asiatischer Sitten/ Trachten/ Götzendienst/ Grausamkeiten und Landschafften Calender/ Auf das Jahr M.DC.LXXVII.' In diesem Kalender wird Jürgen Andersen beim Namen genannt und teils direkt oder, wie hier, indirekt zitiert:

                Von den Indianern.
                Sehet doch die Weiber / Treu hier in diesen wilden Landen /
                Wann ein Mann mit Tod ab gieng /sich die Weiber gern verbrannten /
                Ja sie sprungen in das Feuer unverzagt und wolgemut /
                Solches mancher der Scribenten klar genug bezeugen thut 134.

                (Anmerkung: Mit Indianern sind hier Inder gemeint.)

Es lässt sich daran ermessen, wie Aufsehen erregend Jürgen Andersens Reisebericht war. Er hatte eine gewisse Berühmtheit erlangt, die posthum sogar noch zunahm. Daher wurde 'der Andersen' sicherlich auch in Kropp und Umgebung gelesen.

 

Die von Adam Olearius in den Reisebeschreibungen genannte Fürstliche Durchlaucht war übrigens Herzog Friedrichs III. Sohn und Nachfolger Christian Albrecht, der 1665 die nach ihm benannte Universität zu Kiel gegründet hatte. Die erwähnte Kaiserliche Majestät war Leopold I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Ungarn, Böhmen, Kroatien und Slawonien. In seine Regierungszeit fiel, 1683, die zweite Belagerung Wiens durch die Türken, vor der der Kaiser allerdings rechtzeitig aus seiner Residenzstadt geflohen war und der es auch vorzog, ihre Befreiung der Kriegskunst des polnischen Königs Johann III. Sobieski zu überlassen 135. Die beiden Monarchen könnten sich bereits aus dem 1655 ausgebrochenen Zweiten Nordischen (schwedisch-polnischen) Krieg gekannt haben, in dem Leopold I. 1657 zusammen mit Dänemark und den Niederlanden an die Seite des damaligen polnischen Königs Johann II. Kasimir Wasa getreten war.

 

Fast zeitgleich kämpften auch auf der anderen Seite des Atlantiks Niederländer gegen Schweden: 1655 besiegte Petrus Stuyvesant, Generaldirektor der Neu-Niederlande mit Sitz im inzwischen 1.500 Einwohner zählenden Nieuw Amsterdam, nach jahrelangen Konflikten die schwedische Kolonie Neu-Schweden am Delaware und vereinnahmte sie für die Niederlande, während unterdessen Indianer seine Abwesenheit nutzten, um die Neu-Niederlande anzugreifen. Stuyvesant, der äußerlich mit seinem Holzbein dem Klischee eines Piratenkapitäns entsprach, gelang der Friedensschluss mit den Häuptlingen, denen er 1658 umfangreiche Gebiete am jenseitigen Hudson-Ufer abkaufte.

 

Johann Broderius (Proderus)

 

Die Zeiten waren also allerorten unsicher. 1655, dem wahrscheinlichen Geburtsjahr unseres viertältesten bekannten Ahnen, Johann Broderius in Norby, entfachten Schweden, Polen und Russland also den besagten Zweiten Nordischen Krieg um die Vorherrschaft im Baltikum. 1657, Johann Broderius war noch in den Windeln, schwemmte auch dieser Krieg fremde Soldaten auf die kimbrische Halbinsel. Dänemarks Allianz mit Polen hatte dem schwedischen König Karl X. Gustav Anlass gegeben, mit seinen Truppen von Polen herbeizueilen und Holstein sowie Schleswig einzunehmen. Am 30. Januar 1658 nutzte er dann die Gelegenheit, dass strenger Frost die Ostsee hatte zufrieren lassen, um mit seiner Armee einschließlich Geschützen über die Belte bis Kopenhagen zu marschieren und Dänemark zum Frieden zu zwingen. Der Friedensvertrag sah u.a. erstmals in der Geschichte einen Verzicht des dänischen Königs auf die Lehenshoheit über das Herzogtum Schleswig vor. Schleswig sollte die volle Souveränität erlangen. Allerdings zogen die Heere des Schwedenkönigs anschließend nicht wie vereinbart ab und wollten weiter versorgt werden: Insgesamt 64 Regimenter lagen im Königreich Dänemark und, meistenteils, in den Herzogtümern, von denen jedes alle 10 Tage eine Versorgung mit 18.000 Pfund Brot, 10.000 Pfund Fleisch und 100 Tonnen Bier sowie Futter für die Pferde erwartete 136. Bald war zudem der Friedensvertrag nichtig, weil der schwedische König ihn brach, um Dänemark nun doch vollends in die Knie zu zwingen 137. In dieser Zeit, im Herbst 1658, errichteten die Schweden auf dem Klixbüller Deich eine Schanze, stellten Geschütze auf und bauten einen Pulverturm. 1659 stürmten dann die kaiserlichen  und polnischen Verbündeten des dänischen Königs unter Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der noch zwei Jahre zuvor zusammen mit Schweden gegen Polen gezogen war 138, auf die kimbrische Halbinsel und rangen die Schweden nieder. Leid tragend war wie immer die Bevölkerung, die die Kriegslasten zu tragen und die Mutwilligkeiten der Soldaten zu ertragen hatte. Der Deezbüller Pastor und Chronist Petrus Petrejus vermerkte: „Anno 1658 und 1659 hat das Amt Tondern in der schwedischen und brandenburgischen Zeit viel gelitten, so wohl von den Schweden selbst, als in sonderheit von den keyserlichen Brandenburgern und Pohlen als Aliierten 139.“ Auch in den übrigen Landesteilen erging es der Bevölkerung nicht besser: Raub, Plünderung, Vergewaltigung und Mord waren der Kriege stetige Begleiter 140. Man klagte zudem, der Krieg habe die Pest ins Land gebracht 141.

 

Im Friedensvertrag von 1660 wurde endlich, aber keineswegs endgültig, die Souveränität des Herzogs von Gottorf über seinen Anteil am Herzogtum Schleswig bestätigt. Herzog Friedrich III. erlebte diesen nur vorübergehenden Triumph aber nicht mehr. Er war 1659 in seiner Festung Tönning während der Belagerung durch den dänischen König gestorben.

Sein Sohn Christian Albrecht übernahm den Stab, dann dessen Sohn Friedrich IV., und ohne nun die Nachkommen des weitsichtigen Herzogs Friedrich III. im Detail erforscht zu haben, erlaubt schon ein flüchtiger Blick in seine Nachkommentafel den Schluss, dass seine Urenkel noch heute unter uns leben.

 

Nachkommen

 

Nichts anderes gilt - wir selbst sind ja der Beweis - für Familie Broderius. Letztlich überstand sie die Nöte und Wirren der Kriege, auch der, die noch kommen sollten. In Norby folgte auf Johann Proderus wieder ein Gabriel Puderus als Pächter, dann erneut ein Johann Proderus und noch ein Gabriel Proderus, der zugleich als Krüger bezeichnet wird (zeitgleich mit ihm nennen die Hüttener Amtsrechnungen 1718 einen Johann Broderus als Krüger in Norbuy, der „nichts zu krügen“ hätte) und wieder ein Johann Broderius; dann finden sich ein Hinrich Buderus und ein Hinrich Broderius, der den Hof seiner Tochter Heinke Broderius und seinem Schwiegersohn Johann Kröger vermachte. Erst mit deren Sohn Hinrich Kröger endete 1879 der ununterbrochene Familienbesitz nach zweihundert Jahren durch Verkauf 142.

 

Viele andere Nachkommen von Claus Broderus hatten die Grenzen des kleinen Dorfes Norby da längst hinter sich gelassen und die ersten hatten den Sprung nach Amerika gewagt. Andere blieben in dem schmalen, nur 80 mal 30 Kilometer messenden Streifen zwischen Sankt Peter-Ording im Westen und Eckernförde im Osten, der einst dem Herzog von Gottorf gehörte und in dem bis heute Nachkommen von Claus Broderus leben, oftmals, ohne einander zu kennen.

 

Nachhall

 

Erinnerungen sind flüchtig. Wer sich jemals mit Ahnenforschung beschäftigt hat, der wird diesen Stoßseufzer kennen: Hätte ich doch nur gefragt! Es hilft nichts, alte Zeiten entziehen sich uns mit jeder Generation mehr und mehr. Wir können uns aber in sie hineindenken, um zu erahnen, was unsere Vorfahren beschäftigte und worüber sie, vielleicht in gemütlicher Runde oder beim Klönschnack am Zaun, sprachen. Diesem Ziel kommt näher, wer die genealogischen Daten auf den Zeitstrahl der Geschichte legt, wie ich es hier mit einer Auswahl möglicher Themen versucht habe. Aber oft gibt die nüchtern in Zahlen erstarrte Geschichte nur abstrakte Informationen preis, die wenig über die Menschen aussagen, die diese Geschichte erlebten und gestalteten, die sich ihrem Alltag stellten, Kinder groß zogen und Kultur schufen - bis sie, gleichsam als Fundament für folgende Generationen, selbst zu einem Teil dieser Geschichte wurden. Es gibt aber eine Quelle, die dieses Bild etwas weiter abzurunden hilft. Sie ist zwar wenig präzise, dafür aber umso alltagsnäher: der Sagenschatz. Hier findet sich wieder, was unsere Vorfahren vielleicht von Kindertagen an bewegt hat und was sie deswegen über Generationen fort und fort getragen haben. Bei manchen Sagen lassen sich die geschichtlichen Zusammenhänge erkennen oder wenigstens erahnen, andere wiederum erscheinen zeitlos.

Zur ersten Gruppe zählt die Sage von der Kuh im nordschleswigschen Toftlund. Sie war nach den Plünderungen durch fremde Soldaten das Einzige, was dem Dorf noch geblieben war und man war bemüht, sie auch weiterhin vor fremdem Zugriff zu verbergen. Aber als das Tier das vorrätige Heu aufgefressen hatte, da brüllte es so vor Hunger, dass es sich selbst verriet.

Auch die Sage von dem Bauern, der elf Plünderer mit einer einzigen Salve aus seinem Muskedonner niederstreckte, als diese sich gerade berieten, wie sie seinen Hof am besten in Brand setzen könnten, gehört hierher.

An Pestzeiten erinnert die Sage von dem Totengräber aus Bergenhusen, der einen Pesttoten des Dorfes zur Pestkuhle bringen wollte und dabei selbst den Tod fand 143.

Sagen über Zauberei und allerlei Hexen in vielfacher Gestalt werden u.a. Erfde, Hollingstedt, Kropp und Owschlag zugeschrieben. Die in Owschlag tatsächlich verhandelten Zaubereivorwürfe finden sich prompt in den mit dem Ort verbundenen Sagen wieder, gemeinsam mit Werwölfen, sich in Gold verwandelnde Kohlen und merkwürdigen Männern, die es dort vor Zeiten gegeben habe, darunter einen Hellseher. Das wiederholt genannte Owschlag, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Norby, scheint in vergangenen Zeiten also einen zweifelhaften Ruf gehabt zu haben, was seiner Lage an der Heerstraße geschuldet sein und mit den dort zeitweise wüst liegenden Hofstellen korrespondieren könnte. Vielleicht sprachen sich dortige Ereignisse wegen der günstigen Verkehrslage aber auch nur weiter herum.

Eher zeitlos erscheinen dagegen die wohl aus altem Volksglauben stammenden Sagen, wie die vom feurigen Mann, der das Niederbrennen eines Hauses ankündigt (Bergenhusen), von Riesen (Altmühl) und Unterirdischen (Meggerkoog), von allerlei Spuk und unheimlichen Orten mit versunkenen Schätzen, Glocken und Schlössern, und nicht zuletzt die vom allgegenwärtigen Teufel.

 

Und dann ist mit Owschlag, wie mit manchem anderen Ort Südschleswigs, die Sage vom meistens freundlichen Hauskobold Nis Puk verbunden, dessen nächtliches Wirken im Stall und auf der Tenne Segen und Wohlstand versprach und der als bescheidenen Dank nur reines Wasser und eine Schale süßer Grütze mit etwas Butter erwartete. Fast scheint es, als wäre Nis Puk auch unseren Norbyer Vorfahren über Jahrhunderte treu verbunden gewesen 144.

 

Und nun schließe ich, wie ich begonnen habe, mit einer Anleihe bei Grimmelshausen, die mir nach alldem ebenfalls sehr passend erscheint:

 

Der Leser leb wohl.

 

Heinz Dargel, Frühling 2013

 

 

 

Quellen und Anmerkungen

 

001 Grimmelshausen, Johann Jakob Christoph von (* um 1622, † 1676): Der abentheurliche SIMPLICISSIMUS Teutsch. Die Anrede findet sich im 'Beschluß der Continuatio des abenteuerlichen Simplicissimi oder Der Schluß desselben' von 1669. Nach Peter Heßelmann von der Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen-Gesellschaft e.V. gilt er als der bedeutendste deutsche Roman des 17. Jahrhunderts, siehe: Heßelmann, Peter: Grimmelshausen – Leben und Werk [o.O., o.J.]. Seite 1, unter: extern> http://www.grimmelshausen.org/images/pdf/grimmelshausen-leben_und_werk.pdf (abgerufen am 25.02.2013).

Im Fernsehfilm von 1975 fällt der Begriff 'Hottentotten', was die Frage eröffnet, ob Grimmelshausen Jürgen Andersens Reisebeschreibung gekannt haben könnte, der diese südafrikanischen Ureinwohner 'erstmals in Deutschland mit diesem Namen [Hottentotzman], nennt' (Zitat: Lohmeier, Dieter: Nachwort des Herausgebers. In: Orientalische Reise-Beschreibungen, Neudruck, Tübingen 1980, Seite 18*). Im Original-Simplizissimus von 1669 findet sich jedoch lediglich der Begriff 'hotten', der laut Wörterbuch der Gebrüder Grimm vorwärts treiben oder vorwärts gehen bedeutet und den Grimmelshausen verneinend als 'geht nicht, funktioniert nicht' gebrauchte. Außerdem erschienen Andersens und Grimmelshausens Werke hierfür, zumindest was die Erstausgabe betrifft, zu zeitnah.

002 Paul Eliä, 1519 Professor der Theologie an der Universität von Kopenhagen, der die 'Institutio Principis Christiani' ins Dänische übersetzte, fiel bei Christian II. aus diesem Grund in Ungnade, siehe: Rudelbach, Andreas Gottlob: Dänische Literatur und Sprache. In: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Erste Section. A - G. Herausgegeben von Johann Gottfried Gruber. Neunundzwanzigster Theil. Leipzig 1837, Seite 72.

003 Ghillany, F. W.: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim, Nürnberg 1853, Seite 71 f.

004 eigentlich Martin Waltzenmüller, daraus 'Martinus Ilacomilus': griechisch hyle = Wald, lateinisch lacus = See und griechisch mylos = Mühle, daraus Waldseemüller

005 Mehnert, Ute: USA. Vertraute Bilder, fremdes Land. Berlin 2010, Seiten 14 f.;

aus dem Pressespiegel der Universität Freiburg: extern> http://www.jubilaeum.uni-freiburg.de/div/pressespiegel/april/welt070416 (abgerufen am 25.02.2013);

die Presse selbst: extern> http://www.welt.de/wissenschaft/article829257/Amerikas-Name-ist-eigentlich-nur-ein-Irrtum.html (abgerufen am 25.02.2013)

006 Die Vorstellung von der Erde als eine Kugel war spätestens seit Aristoteles (4. Jahrhundert v. Chr.) gängige, nur selten widersprochene Lehrmeinung, denn sie entsprach dem geozentrischen Weltbild und ließ sich in der Natur beobachten. Das Mittelalter übernahm diese Lehre. Bei der Krönung Heinrichs VI. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, 1191, wurde ihm als Zeichen der Weltherrschaft ein die Erdkugel symbolisierender Reichsapfel übergeben. Auch für den großen Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225–1274) war die Kugelgestalt der Erde unstrittig, weil beweisbar. Ein Jahrhundert später galt dem französischen Bischof und Naturwissenschaftler Nikolaus von Oresme (vor 1330-1382) das Bild von der Weltkugel als naturphilosophische Wahrheit. Erst im 19. Jahrhundert wurde dem Mittelalter unsachlich unterstellt, die Erde für eine Scheibe gehalten zu haben. Wohl weil dies mit der verbreiteten Gleichung 'mittelalterlich = rückständig' korrespondiert, hält sich dieser Irrtum bis heute.

007 Scharpff, Franz Anton: Des Cardinals und Bischofs Nicolaus von Cusa wichtigste Schriften in deutscher Übersetzung. Freiburg im Breisgau 1862, Seiten 61 f.

008 Schulte, Rolf: Hexenverfolgung in Schleswig-Holstein. 16.-18. Jahrhundert. Heide 2001, Seite 67

009 Newig, Jürgen: Die Küstengestalt Nordfrieslands nach historischen Quellen. In: Schernewski, Gerald und Dolch, Tobias (Hrsg.): Coastline Reports 1 (2004). Geographie der Meere und Küsten. Warnemünde 2004, Seite 28, unter: extern> http://www.sterr.geographie.uni-kiel.de/downloads/AMK2004_Artikel_gesamt.pdf (abgerufen am 25.02.2013)

010 Jasper, Johannes: Chronicon Eiderostadense vulgare - oder die gemeine Eiderstedtische Chronik. 1103-1547. St. Peter-Ording 1977, Seite 26 f.

011 siehe auch Uelvesbüll

012 Petersen J. A.: Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Dritte Section. Nordfriesland. Kiel 1839, Seite 66

013 siehe Bünge

014 Panten, Albert: 1000 Jahre Deichbau in Nordfriesland? In: Kühn, Hans Joachim, Panten, Albert: Der frühe Deichbau in Nordfriesland. Archäologisch-historische Untersuchungen. 2. Auflage Bredstedt 1995, Seite 77 (Die hier geäußerte Vermutung bezieht sich auf das Gebiet des späteren Gotteskooges.) 

015 Matthias Boetius, Pastor und Chronist auf Alt-Nordstrand (* 1580/85, † 1625), schilderte solches nach der Flut vom 1. und 2. Dezember 1615 auf Nordstrand, nämlich, dass „ganze Mooräcker, die einst ausgelegt waren zum Kornbau oder zum Rasenstechen und die von der Oberfläche des härteren Bodens, auf welchem sie lagen, mit großer Gewalt abgerissen“ und auf das Hohe Moor, heute Nordstrandischmoor, getrieben wurden. Quelle: Boetius, Matthias: De cataclysmo Nordstrandico. Zitiert in: Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972,  Seite 141

016 Iven Knutzen: Korte(n) Vortekinge, umb welcker tidt Eyderstede landfast geworden. 1588: „Um unserer Sünden willen aber geschieht es oft, das der Allmächtige Gott diesen Ort landes, durch die saltze See gräulich strafet, daß dasselbige Wasser nicht allein über Teich und Dämme läuft, sondern solche gantz und gahr herunter wirft.“ In: Allemeyer, Marie Luisa: Kein Land ohne Deich ...!. Lebenswelten einer Küstengesellschaft in der Frühen Neuzeit. Göttingen 2006, Seite 305

017 siehe auch Meggerkoog, Tielen und Uelvesbüll

018 Petersen J. A.: Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Dritte Section. Nordfriesland. Kiel 1839, Seite 70

019 Ötsch, Walter; Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Volkswirtschaftslehre: Arbeitspapier Nr. 9826. Zur Geschichte und Zukunft von Grundkategorien des ökonomischen Denkens: Raum, Zeit, Objekt und Ich, November 1998. Wien 2001

020 Das Deutsche Geschlechterbuch nennt einen Broder Sönneke zu Klixbüll als Sohn von Sönneke Broders (übersetzt etwa: Söhnchen - des - Bruders) zu Klixbüll und Bruder des von König Christian I. 1452 auf Schloss Segeberg geadelten Andreas Sönnichsen. Letzterer saß auf Klixbüllhof, war Hardesvogt der Karrharde und gilt als Stammvater des Geschlechts derer von Andersen.

Quelle: Deutsches Geschlechterbuch Band 162 (Schleswig-Holsteinisches Geschlechterbuch 2. Band). C. A. Starke Verlag. Limburg/Lahn 1973, Notiz 65524.

Weiter nennt die 'Topographie des Herzogthums Schleswig' von 1853 das Gut Klixbüll als zu den Besitztümern der Familie Andersen gehörig, die vom Hardesvogt Anders Sönnichsen abstammte, den Herzog Adolf 1450 zum Freimann machte und der von König Christian I. 1473 noch mehrere Güter erhielt. Seiner Familie, die später den Namen von Andersen führte, gehörten in der Karrharde auch das Gut Karrharde und im Kirchdorf Klixbüll mehrere der dortigen Hufen, Katen und Instenstellen. 1655 starb sie mit einem Hans Jürgen von Andersen zu Uldsund in Jütland aus. 

Quelle: Lesser, Wilhelm: Topographie des Herzogthums Schleswig. Erster Theil. Kiel 1853, Seite 262

021 Hanssen, Georg: Die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Umgestaltung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse überhaupt in den Herzogthümern Schleswig und Holstein. St. Petersburg 1864, Seite 54

022 Pingel, Fiete: Von „eigenen Kerlen“, Ockholmer Fluchthelfern und dem internationalen Getreidemarkt. Tagung im Nordfriisk Instituut [Bredstedt] zur Leibeigenschaft in Schleswig-Holstein und Nordfriesland. In: Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Mitteilungen 76. April 2009, Seite 61 f.

023 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 811; siehe Jensen (Band 2, 1841)

024 Kuschert, Rolf: Die frühe Neuzeit. In: Geschichte Nordfrieslands, Bredstedt 1995, Seite 157

025 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 1. Flensburg 1840, Seite 57; siehe Jensen (Band 1, 1840)

026 Schmid, Karl Adolf: Encyklopädie des gesammten Erziehungs- und Unterrichtswesens. Band 7. Gotha 1869, Seite 684

027 Lau, Georg Johann Theodor: Geschichte der Einführung und Verbreitung der Reformation in den Herzogtümern Schleswig-Holstein bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts. Hamburg 1867, Seite 384

028 Funde zur Bedeutung Wittenbergs für die Herzogtümer

Hermann Tast, * 1490 in Husum, 1511, also noch vor Luthers Reformatorischer Entdeckung, Student in Wittenberg, 1514 Pastor in Husum, † 1551
(Lange, Ulrich (Hrsg.): Geschichte Schleswig-Holsteins. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 2. Auflage Neumünster 2003, Seite 166 f.);

1519 kehrten von der Lehre Luthers begeisterte Studenten von der rasch aufblühenden Universität zu Wittenberg nach Kopenhagen zurück
(Michelsen, Andreas Ludwig Jacob: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Nach hinterlassenen Handschriften von Hans Nicolai Andreas Jensen überarbeitet und herausgegeben. Band 3. Kiel 1877, Seite 14)

Marquard Schuldorp, * um 1495 in Kiel, 1521 Student in Wittenberg, 1527 erster evangelischer Prediger am Dom zu Schleswig, † 1529
(Bertheau, Carl: Schuldorp, Marquard. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 32. Leipzig 1891, Seite 657 f.)

1523 erschien in Wittenberg das Neue Testament in niederdeutscher Sprache. Wegen der großen Nachfrage wurde es in den drei folgenden Jahren  jeweils neu aufgelegt.
(Michelsen, Andreas Ludwig Jacob: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Nach hinterlassenen Handschriften von Hans Nicolai Andreas Jensen überarbeitet und herausgegeben. Band 3. Kiel 1877, Seite 16)

Petrus Bockelmann, * 1505 in Braunschweig, vor/bis 1527 Student in Wittenberg, „hörete Lutherum zu Wittenberg“, 1527 erster Rektor der neuen Husumer Lateinschule, 1540 Pastor in Hattstedt bei Husum, 1552 als Nachfolger Hermann Tasts Pastor in Husum, † 1576 in Husum
(Groß, Johann Matthias: Historisches Lexicon evangelischer Jubel-Priester. Band 3. Schwabach 1746, Seite 20 Zweyte Continuation)

Heinrich Rantzau, * 1526 auf der holsteinischen Steinburg, etwa 1538 Student in Wittenberg, Statthalter im königlichen Anteil der Herzogtümer Schleswig und Holstein; Spross einer uradeligen, zu den Equites Originarii (ursprünglichen Rittern) Schleswig-Holsteins zählenden Familie, den sein Vater bereits als Zwölfjährigen in Wittenberg einschreiben ließ, † 1599
(Handelmann, Gottfried Heinrich: Rantzau, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), Seite 278 f.)

Johannes Pistorius, Sohn des Theodoricus Pistorius, * 1528 in Husum, 1542 Schule in Lüneburg, reiste 1552 als Hofmeister zweier junger Adeliger mit diesen nach Wittenberg und weiter zu Universitäten in Deutschland und Holland, anschließend nach Italien und Frankreich; 1557 Pastor in Tetenbüll, † 1605 in Tetenbüll
(Lau, Georg Johann Theodor: Geschichte der Einführung und Verbreitung der Reformation in den Herzogtümern Schleswig-Holstein bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts. Hamburg 1867, Seite 246)

Johannes Hamer(us), * 1528 in Husum, 1556 Student in Wittenberg, 1562 Diakon und 1576 als Nachfolger von Petrus Bockelmann Pastor in Husum
(Lau, Georg Johann Theodor: Geschichte der Einführung und Verbreitung der Reformation in den Herzogtümern Schleswig-Holstein bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts. Hamburg 1867, Seite 248)

Laurentius Tönnies, nach/ca. 1530 der erste lutherische Prediger zu Tetenbüll auf Eiderstedt, empfahl dem letzten dortigen katholischen Pfarrherrn, in Wittenberg zu studieren, wenn er wieder als Prediger wirken wolle
(Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 817; siehe Jensen (Band 2, 1841))

Laurentius Hummersen, den Jensen als einen der Strander Studenten bezeichnet, die aus Wittenberg nach Hause kamen
(Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 652; siehe Jensen (Band 2, 1841))

Selbiger Laurentius Hummersen widersprach dem katholischen, seit 1526 in Gaikebüll auf der Insel Alt-Nordstrand amtierenden Pastor Johann Nickelsen auf der Kanzel mehrfach, bis letzterer sich für überwunden erklärte.
(Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 656; siehe Jensen (Band 2, 1841))

Jürgen Boie (auch: Georgius Boethius), 1538 bis 1540 Student in Wittenberg, 1548 Pastor im nordschleswigschen Vilstrup, 1553 Propst von Alt-Nordstrand, † 1569
(Bricka, Carl Frederik/Laursen, Laurs/Hagemann, Johannes Christoffer/Steenstrup, Reinhardt: Dansk biografisk lexikon. Band 2. Kopenhagen 1887–1905, Seite 472 f.)

Hermann Tasts Sohn Hermann, * 1530, 1550 bis 1552 Student in Wittenberg, 1572 und 1573 Vizepropst in Bupsee auf Alt-Nordstrand, † 1610 als Pastor auf Alt-Nordstrand
(Carstens, Carsten Erich: Tast, Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 37. Leipzig 1894, Seite 413 f.; und: Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 664; siehe Jensen (Band 2, 1841))

Lucas Bacmeister, * 1530 in Lüneburg, 1555 bis 1558 Student in Wittenberg, 1559 dänischer Hofprediger im dänischen Kolding, † 1608
(Holtz, Gottfried: Bacmeister, Lucas der Ältere. In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), Seite 508 f.)

Claus Broderus, * 1539, ab 1569 Pastor in Klixbüll, † 1612 (Studium in Wittenberg hypothetisch)

Bendix (Benedikt I.) von Ahlefeldt, * vor 1543, 1562-1564 Student in Wittenberg, 1571 Propst des Klosters Preetz in Holstein; seine Familie zählte ebenfalls zu den Equites Originarii und hatte mit Gottschalk von Ahlefeldt den letzten katholischen Bischof von Schleswig gestellt, † 1586
(Ahlefeldt, Louis von/Rumohr-Drollt, Wulf August von: Die Schleswig-Holsteinische Ritterschaft. Ein Beitrag zur Adelsgeschichte Deutschlands und Dänemarks. Schleswig 1869, Seite 11)

Otto Richardi, * 1568, 1592 bis 1594 Student in Wittenberg, zu Wittenberg ordiniert 1594, 1594 Diakon, drei Jahre später Pastor auf der wie Klixbüll zur Propstei Tondern gehörenden Insel Föhr, † 1603
(Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 1. Flensburg 1840, Seite 565; siehe Jensen (Band 1, 1840))

Johannes Breckling, * 1588, Studium in Wittenberg (Magister), 1616 bis 1618 stellvertretender Pastor an der zur Propstei Husum gehörenden Kirche zu Bordelum und dort 1622 bis 1623 Diakon, 1623 Pastor in Handewitt, Propstei Flensburg
(Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 735; siehe Jensen (Band 2, 1841))

029 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 483; siehe Jensen (Band 2, 1841)

030 Voß, Marcus Detlev/Feddersen, Friedrich: Nachrichten von den Pröpsten und Predigern in Eiderstedt seit der Reformation. Altona 1853, Seiten 40, 51, 72, 79, 186

031 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 483; siehe Jensen (Band 2, 1841)

032 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 1. Flensburg 1840, Seite 390; siehe Jensen (Band 1, 1840)

033 Nermo, Per: Ahnenforschung extern> http://www.nermo.org/slekt/d0015/g0000000.html#I54287 (abgerufen am 01.08.2013).
Beitrag zur Geschichte: Brodersen, Uwe: extern> http://www.dengang.dk/readarticle.php?article_id=382 (abgerufen am 01.08.2013).

034 Besch, Werner/Betten, Anne/Reichmann, Oskar/Sonderegger, Stefan: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2. Auflage, 4. Teilband. Berlin 2004, Seite 3386

035 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 1. Flensburg 1840, Seite 482; siehe Jensen (Band 1, 1840)

036 Besch, Werner/Betten, Anne/Reichmann, Oskar/Sonderegger, Stefan: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2. Auflage, 4. Teilband. Berlin 2004, Seite 3385 f.

037 Allen, Carl Ferdinand: Geschichte der dänischen Sprache im Herzogthum Schleswig oder Südjütland. Erster Teil. Schleswig 1857, Seite 84

038 Jasper, Johannes: Chronicon Eiderostadense vulgare - oder die gemeine Eiderstedtische Chronik. 1103-1547. St. Peter-Ording 1977, Seite 90 ff.

039 Kramer, Johann/Rohde, Hans: Historischer Küstenschutz. Deichbau, Inselschutz und Binnenentwässerung an Nord- und Ostsee. Stuttgart 1992, Seite 90

040 Ötsch, Walter; Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Volkswirtschaftslehre: Arbeitspapier Nr. 9826. Zur Geschichte und Zukunft von Grundkategorien des ökonomischen Denkens: Raum, Zeit, Objekt und Ich, November 1998. Wien 2001

041 Wulf, Hans-Walter: Eiderstedt - Halbinsel der Kirchen. Hamburg 1999, Seite 166

042 Quelle: Eiderstedter Heimatmuseum, St. Peter-Ording, 2011

043 Beseler, Hartwig (Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Kiel, 5. Auflage 1982, Seite 911

044 Die von 1654 bis 1657 entstandene Sphaera Copernicana Herzog Friedrichs III. von Gottorf unterscheidet bereits den 24 Stunden dauernden bürgerlichen Tag von den römisch-babylonischen und jüdischen, sich nach dem Sonnenlauf richtenden Zeitrechnungen. (Quelle: siehe Anmerkung 107)

045 Luserke, Martin: Das Dorf der Toten, in: Das Wrack des Raubschiffs. Phantastische Geschichten von der Wattenküste. Leer 1988

046 Panten, Albert: Untersuchungen zur Bedeichungsgeschichte. Exkurs: Der Gotteskoog und der Holzimport. In: Kühn, Hans Joachim/Panten, Albert: Der frühe Deichbau in Nordfriesland. Archäologisch-historische Untersuchungen. 2. Auflage Bredstedt 1995, Seite 83 f.

047 Kunz, Harry/Panten, Albert: Die Köge Nordfrieslands. 2. Auflage. Bredstedt 1999, Seite 23

048 Dippel, Leopold/Masius, Hermann: Die gesammten Naturwissenschaften. Band 3. Essen 1859, Seite 501

049 Wikipedia → Gotteskoog, Stand vom 16. Februar 2013; dort Literaturhinweis auf: Gottburgsen, Malene/Hassenpflug, Wolfgang (Hrsg.): Der Gotteskoog. Landschaft und Bewohner im Wandel der Jahrhunderte. ISBN 3-87066-233-6. Bad Honnef, 1991. Link: extern> http://de.wikipedia.org/wiki/Gotteskoog, abgerufen am 25.02.2013

050 Neben den drei Wehlen bei Niebüll, die dem Jahr 1593 zugeschrieben werden und von denen eine als Badesee genutzt wird, finden sich zwei weitere: im südlichen Deich des Gotteskooges die 'Anglerwehle' nordwestlich Niebülls bei Norderhof und im nördlichen Deich das Hülltofter Tief in Neukirchen-Seebüll, wenige hundert Meter neben dem Emil-Nolde-Museum, der früheren Wohn- und Wirkungsstätte des Malers Emil Nolde (1867-1956).

051 Hipler, Franz: Nikolaus Kopernikus und Martin Luther. Nach ermländischen Archivalien. Braunsberg 1868, Seite 8

052 Vincent Cronin (Säulen des Himmels - Die Weltbilder des Abendlandes, Berlin 1981) merkt hierzu die sogenannte Bartholomäusnacht vom 24. August 1572 an, in der in Paris Tausende Hugenotten ermordet wurden und der ein ein Vierteljahrhundert dauernder Bürgerkrieg folgte. Tycho Brahe entdeckte die Nova am 11. November 1572.

053 Hoppe, Gisela: Und in unseren Kirchenbüchern können wir auch noch lesen ..... . In: Dorfchronik Klixbüll, Klixbüll 1997, Seite 172

054 Schröder, Johann von: Aus Broder Boyssens Kirchenregister vom Jahre 1609. In: Gesellschaft für vaterländische Geschichte (Hrsg.): Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 5, Kiel 1862 Seite 211

055 Dem Feuertod lag die Vorstellung von der Reinigung durch die drei Naturelemente zugrunde: Das Feuer sollte das Böse verzehren, der Wind sollte den Rauch und mit ihm die Bosheit forttragen und fließendes Wasser sollte anschließend die Asche fortspülen. Siehe: Hinckeldey, Ch.: Justiz in alter Zeit. Band VI c der Schriftenreihe des Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg ob der Tauber. Rothenburg ob der Tauber 1989, Seite 331

056 Anhalt, Utz: Der Werwolf. Ausgewählte Aspekte einer Figur der europäischen Mythengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Tollwut. Magisterarbeit, Hannover 1999, Abschnitt III.3., unter: extern> http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/thementexte/magisterarbeiten/art/Der_Werwolf_Au/html/ca/5c4339ecdff1610791e96ac1cd10a5a3/?tx_mediadb_pi1%5BmaxItems%5D=14  (abgerufen am 25.02.2013)

057 Rheinheimer, Martin: Die Angst vor dem Wolf - Werwolfglaube, Wolfssagen und Ausrottung der Wölfe in Schleswig-Holstein. In: Fabula - Zeitschrift für Erzählforschung 36. Band Heft 1/2, Berlin-New York 1995, Seite 31

058 Rheinheimer, Martin: Die Angst vor dem Wolf - Werwolfglaube, Wolfssagen und Ausrottung der Wölfe in Schleswig-Holstein. In: Fabula - Zeitschrift für Erzählforschung 36. Band Heft 1/2, Berlin-New York 1995, Seite 33

059 Bantelmann, Albert/Panten, Albert/Kuschert, Rolf/Steensen, Thomas/Nordfriisk Instituut in Zusammenarbeit mit der Stiftung Nordfriesland (Hrsg.): Geschichte Nordfrieslands. Heide 1995, Seite 88

060 Niemann, August Christian Heinrich (Hrsg.): Berechnung eines fürstlichen Gastmahls vom Jahre 1533. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte, achter Jahrgang, erster Band, Altona und Kiel 1794, Seiten 78-79

061 Soll, Mirko: Verrechtlichte Musik. Die Stadtmusikanten der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Münster 2006, Seiten 48-52

062 Thürlings, Adolf: Der Musikdruck mit beweglichen Metalltypen im 16. Jahrhundert und die Musikdrucke des Mathias Apiarius in Straßburg und Bern. In: Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft, 8. Jahrgang, Leipzig 1892, Seite 10. Attaingnant, Pierre/Giesbert, Franz Julius (Hrsg.): Pariser Tanzbuch 1530. 2 Bände. Schott, Mainz 1984

063 Meissner, Ute: Der Antwerpener Notendrucker Tylman Susato. Eine bibliographische Studie zur niederländischen Chansonpublikation in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 2 Bände. Berliner Studien zur Musikwissenschaft Band 11 (zugleich Dissertation FU Berlin). Merseburger, Berlin 1967. Susato, Tilman/Delius, Nikolaus: Danserye. Das dritte Musikbüchlein. Band 1. Schott, Mainz 1989

064 Müllenhoff, Karl: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Vierte Auflage. Kiel 1845, Seite XXXIV

065 Böhme, Franz Magnus: Geschichte des Tanzes in Deutschland. I. darstellender Theil. Leipzig 1886, Seite 51

066 Mekelburg, Rainer: Wesen der Edda. Was die Edda bisher verschwieg. Band 1. Wasungen 2011, Seite 65

067 Kircheri, Athanasii (Athanasius Kircher): Mundus subterraneus in XII libros digestus (Die unterirdische Welt zusammengestellt in 12 Bänden). Amsterodami (Amsterdam) 1665/1678

068 Noch 1841, in demselben Jahr, in dem Edgar Allan Poe seinen 'Sturz in den Mahlstrom' ( A Descent into the Maelstrom) verfasste, schrieb der Kopenhagener (!) Schriftsteller Christian Birch in seiner Biographie über Louis-Philippe I., 1830 bis 1848 König der Franzosen, der den Mahlstrom 1795 neugierig in Augenschein genommen hatte: „Das Meer wird hier von tiefen Strömungen gepackt und bildet einen furchtbaren Wirbel, der alle Gegenstände in seinem Bereiche kreiselnd in die Tiefe schleudert, aus der sie niemals wieder an das Tageslicht kommen“ (Birch, Christian: Ludwig Philipp der Erste, König der Franzosen. Darstellung seines Lebens und Wirkens. Band 1. Stuttgart 1841, Seite 224). Der König wird enttäuscht gewesen sein und sein Biograph schrieb ohne Prüfung überkommene Vorstellungen nieder.

069 Cannabich, Johann Günther Friedrich: Lehrbuch der Geographie nach den neuesten Friedensbestimmungen. 14. Auflage. Weimar 1836, Seiten 156, 157

070 Rheinheimer, Martin: Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig. Dorf und Obrigkeit in der frühen Neuzeit. Band 1. Stuttgart 1999, Seite 125

071 Wiese, Heinz/Bölts, Johann: Rinderhandel und Rinderhaltung im nordwesteuropäischen Küstengebiet vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Stuttgart 1966, Seiten 31, 32, 58, 67

072 Hoyer, Jonas: Historische Beschreibung der Insel Nordstrand, Camerer II. Zitiert in: Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seite 140

073 Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seiten 140 f.

074 Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seite 130

075 Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seiten 135-139

076 Boetius, Matthias: De cataclysmo Nordstrandico. Zitiert in: Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seite 141

077 Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seiten 143 f.

078 Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seite 151

079 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 2. Flensburg 1841, Seite 483; siehe Jensen (Band 2, 1841)

080 Voß, Erich: Hinrich Christian Esmarch, 1655-1731, 'Medicinae Doctor und Badener', Stadt-Physicus in Flensburg, und seine Vorfahren. In: Fjb SH, Jg. 41 – 2002, S. 5 -27

081 Beseler, Hartwig (Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Kiel, 5. Auflage 1982, Seite 911 f.

082 Hoppe, Friederike: Die Kirche in Klixbüll. In: Dorfchronik Klixbüll. Klixbüll 1997, Seite 161

083 eigentlich Johann t’Serclaes von Tilly, * Februar 1559, † 30. April 1632

084 eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, genannt Wallenstein, * 24. September 1583, † 25. Februar 1634

085 Panten, Albert: Zum Klixbüller Wappen. In: Dorfchronik Klixbüll. Klixbüll 1997, Seite 11

086 Panten, Albert: Klixbüll in alten Zeiten. In: Dorfchronik Klixbüll. Klixbüll 1997, Seite 13

087 Militzer, Stefan: Klima - Umwelt - Mensch (1500-1800). Band 1. Leipzig 1998

088 Riecken, Guntram: Die Flutkatastrophe am 11. Oktober 1634. In: Hinrichs, Boy (Hrsg.): Flutkatastrophe 1634. Natur - Geschichte - Dichtung. Neumünster, 2. verbesserte Auflage 1991, Seite 41

089 Riecken, Guntram: Die Flutkatastrophe am 11. Oktober 1634. In: Hinrichs, Boy (Hrsg.): Flutkatastrophe 1634. Natur - Geschichte - Dichtung. Neumünster, 2. verbesserte Auflage 1991, Seite 40

090 Heimreich, Anton/Heimreich Heinrich/Falck, Niels Nikolaus (Hrsg.): nordfresische Chronik. Dritte Auflage Band 2. Tondern 1819, Seite 474

091 Lühning, Felix: Der Gottorfer Globus und die Sphaera Copernicana - mechanische Manifeste des barocken Universums. o.O. o.J., unter: extern> http://www.aww.uni-hamburg.de/luehning.pdf (abgerufen am 25.02.2013)

092 Karff, Fritz: Nordstrand. Geschichte einer friesischen Insel. Flensburg 1972, Seite 222

093 Kunz, Harry/Panten, Albert: Die Köge Nordfrieslands. 2. Auflage. Bredstedt 1999, Seiten 12-16

094 Behre, Karl-Ernst: Die Schwankungen des mittleren Tidehochwassers an der deutschen Nordseeküste in den letzten 3000 Jahren nach archäologischen Daten. In: Schernewski, Gerald und Dolch, Tobias (Hrsg.): Coastline Reports 1 (2004). Geographie der Meere und Küsten. Warnemünde 2004, Seite 3, unter: extern> http://www.sterr.geographie.uni-kiel.de/downloads/AMK2004_Artikel_gesamt.pdf (abgerufen am 25.02.2013)

095 Handelmann, Heinrich: Volks- und Kinder-Spiele der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Ein Nachtrag zu Müllenhoff's Sammlung der Sagen, Märchen und Lieder. Kiel 1862, Seite 101

Siehe auch das 1560 entstandene Gemälde 'Die Kinderspiele' des flämischen Malers Pieter Bruegel des Älteren (* um 1525 in Breda, † 1569 in Brüssel), Wien, Kunsthistorisches Museum. Das uralte Spiel Tründelband, bei dem ein Rad oder Reifen durch das Schlagen mit einem Stock vorangetrieben wird, hat viele ähnlich klingende Namen, in Hamburg z. B. Trudelband. Es wird aber auch Reifschlagen oder Tonnbandtreiben genannt. Tonnbänder oder Fassreifen halten die Dauben eines Holzfasses zusammen. In der englischen Bezeichnung 'trundling the hoop' findet sich das schleswig-holsteinische 'Tründel-' wieder und als 'hoop rolling' erreichte es die neue Welt.

096 Falck, Niels Nikolaus: Handbuch des Schleswig-Holsteinischen Privatrechts. Band 2. Altona 1831, Seiten 155-158

097 Schulte, Rolf: Hexenverfolgung in Schleswig-Holstein. 16.-18. Jahrhundert. Heide 2001, Seite 69

098 Hansen, Nils, Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde, Universität Kiel, unter: extern> http://www.europaeische-ethnologie-volkskunde.uni-kiel.de/forsch-quell.htm

099 Hansen, Nils: Village Index of the source data of the 'Seminar for European Ethnology'. o.O., o.J., unter: extern> http://www.aggsh.de/engl/pag/qk/orte/qk-ort-n_7.htm (Stand 06.04.2005, abgerufen am 25.02.2013). Es handelt sich um die Namen Ra(e)thman(n) und Backen.

100 Rheinheimer, Martin: Die Angst vor dem Wolf. Werwolfglaube, Wolfssagen und Ausrottung der Wölfe in Schleswig-Holstein. In: Fabula - Zeitschrift für Erzählforschung 36. Band Heft 1/2, Berlin-New York 1995, Seite 52

101 Rheinheimer, Martin: Die Angst vor dem Wolf. Werwolfglaube, Wolfssagen und Ausrottung der Wölfe in Schleswig-Holstein. In: Fabula - Zeitschrift für Erzählforschung 36. Band Heft 1/2, Berlin-New York 1995, Seite 55

102 Jensen, Hans Nicolai Andreas: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig. Band 3. Flensburg 1841, Seite 1112; siehe Jensen (Band 3, 1841)

103 Gudme, Andreas Caspar: Schleswig-Holstein. Eine statistisch-geographisch-topographische Darstellung dieser Herzogthümer, nach gedruckten und ungedruckten Quellen. Band 1. Kiel 1833, Seite 353

104 Hill, Thomas: Reisen in Mittelalter und früher Neuzeit, in: Manfred J. Müller (Hrsg.): Von Wegen. Auf den Spuren des Ochsenweges (Heerweg) zwischen dänischer Grenze und Eider. Flensburger regionale Studien Band 12. Flensburg 2002, Seite 42

105 Beseler, Hartwig (Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums): Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Kiel, 5. Auflage 1982, Seite 681

106 Diller, Stephan: Die Dänen in Indien, Südostasien und China (1620-1845), Wiesbaden 1999, Seite 105

107 Nationaal Archief Den Haag: VOC-Besatzungen, unter: extern> http://vocopvarenden.nationaalarchief.nl/list.aspx (abgerufen am 25.02.2013)

108 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980

109 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seite 1

110 Nach Aussage seines Reiseberichtes segelte Jürgen Andersens Schiff 'Walvis' 1644 anfangs im Verband mit der 'Salamander' und einem weiteren, kleineren Schiff, der 'Juffer' (Jungfrau). 

Leider ist es nicht möglich, diese in den Orientalischen Reisebeschreibungen angegebenen, eigentlich präzise erscheinenden Reisedaten Andersens mit den Angaben anderer Quellen in Einklang zu bringen. Zwar hat es z.B. die in den Reisebeschreibungen genannten Schiffe Wallfisch (Walvis), Salamander und Juffru (Juffer, Jungfrau) zu Andersens Zeit in Diensten der niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie, VOC) tatsächlich gegeben und sie sind auch zwischen Texel und Batavia unterwegs gewesen, aber das einzige gemeinsame Abreisejahr dieser drei Schiffe mit Ziel Batavia ist ausweislich der verfügbaren Datenbanken 1645 und Andersens Angaben zum Reiseverlauf nach Batavia passen eher zur Fahrt der 'Salamander' (Gegevens VOC-schip Salamander 1639. In: De VOCsite, o.O., o.J., unter: extern> http://www.vocsite.nl/schepen/detail.html?id=11856, abgerufen am 25.02.2013). Auch wenn Andersens Reise als Ganzes kaum in Frage zu stellen ist, so ist doch offensichtlich, dass manche Angaben auf Irrtümern beruhen, die Olearius unterlaufen sein könnten, als er Andersens Bericht nach eigener Aussage „in eine gewisse Ordnung brachte“.

'Walvis' und 'Salamander' waren sogenannte Spiegelretourschiffe. Dieser dreimastige Schiffstyp war der größte der VOC. Er war etwa 45 Meter lang (Scheepstypen van de VOC. In: De VOCsite, o.O., o.J., unter: extern> http://www.vocsite.nl/schepen/scheepstypen.html (abgerufen am 25.02.2013)), besaß ein Ladevermögen von 1.000 Tonnen und war mit 24 großen Kanonen und 8 kleineren Geschützen bestückt (Bewapening van de VOC-schepen in de 17e eeuw. In: De VOCsite, o.O., o.J., unter: extern> http://www.vocsite.nl/schepen/bewapening.html, abgerufen am 25.02.2013), um die wertvolle Fracht, die auf der Hinfahrt aus Edelmetallen als Zahlungsmitteln, Ballast sowie Gebrauchsgütern für die Handelsstützpunkte, auf der Rückfahrt aus Handelswaren für den europäischen Markt wie Pfeffer und Indigo aus Indien oder Zimt aus Ceylon (Sri Lanka) bestand, vor Überfällen schützen zu können. Leute, die sich wie Jürgen Andersen auf den Umgang mit Kanonen verstanden, waren daher bei der VOC gefragt.

Der Niederländer Reinier Nooms, genannt Zeeman, (* 1623, † ca. 1663) hielt das Bild der beeindruckend großen 'Salamander' in einer Radierung fest. Sie entstand in den Jahren 1652 bis 1654 und zeigt das Schiff während der Überholung nach langer Seereise mit zum Teil abgenommenen Masten. Tatsächlich war die 'Salamander' ausweislich ihrer überlieferten Reisedaten zwischen Sommer 1652 und April 1653 in heimischen Gewässern, bevor sie erneut mit Zwischenstation am Kap der guten Hoffnung nach Batavia segelte. Die Schiffe fuhren diese sechs- bis achtmonatigen Reisen gewöhnlich im Verband. Sie stachen bevorzugt bei günstigen Ostwinden in der Zeit um Ostern als Paasvloot (Osterflotte), im September, der Zeit des Amsterdamer Jahrmarktes, als Kermisvloot (Jahrmarktsflotte) und im Dezember als Kerstvloot (Weihnachtsflotte) in See (Navigatie in 17e en 18e eeuw. Routes. In: De VOCsite, o.O., o.J., unter: extern> http://www.vocsite.nl/geschiedenis/navigatie.html, abgerufen am 25.02.2013). Ursprünglich hatten die Schiffe sogar fast ein Jahr bis Ostindien gebraucht, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass der von den Portugiesen gefundene, der afrikanischen Küste folgende Weg nicht auch der schnellste war. So segelten die Schiffe inzwischen, zuverlässige Winde und Strömungen nutzend, von den Kapverdischen Inseln vor der Nordwestküste Afrikas über den 'Wageweg' nach Südwesten an Südamerika entlang, wo aber Gefahr von den Klippen der Abrolhos, von Portugiesisch 'Abra os Olhos', 'Mach die Augen auf', ausging, die laut Jürgen Andersen unter den Ostindienfahrern sehr gefürchtet waren. In Höhe des Kaps der guten Hoffnung wurde dann Kurs nach Osten zur Südspitze Afrikas gesetzt. 1613 wurde auch der schnellste Weg vom Kap der guten Hoffnung nach Batavia gefunden. Er führte zunächst etwas nach Süden, um die Zone der Passatwinde zu verlassen und dann den 38. Breitengrad entlang, wo kräftige Westwinde nahe der sogenannten Brüllenden Vierziger für rasches Fortkommen sorgten. Diesen Ostkurs behielten die Schiffe über Tausende Seemeilen bei und setzten erst vor Australien einen Nordkurs, auf Batavia zu (Ward, Kerry: Networks of Empire. Forced Migration in the Dutch East India Company als Danksagung mit Karte unter: extern> http://assets.cambridge.org/97805218/85867/frontmatter/9780521885867_frontmatter.pdf, abgerufen am 25.02.2013). Seit 1617 war diese Route den VOC-Kapitänen vorgeschrieben (Navigatie in 17e en 18e eeuw. Routes. In: De VOCsite, o.O., o.J., unter: extern> http://www.vocsite.nl/geschiedenis/navigatie.html, abgerufen am 25.02.2013) - und sie wurde der berühmten 'Batavia' zum Verhängnis, als sie 1629 vor der australischen Küste auf ein, allerdings bereits bekanntes, Riff des Houtman-Abrolhos-Archipels lief. Australien selbst war dagegen noch weitgehend unentdeckt. Der erste Europäer, der nachweislich australischen Boden betreten hatte, war erst 1606 der niederländische Kapitän Willem Jansz gewesen.

111 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seite III

112 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seite 68

113 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seite 5

114 Seidel, Brigitta: Kolonialwaren. Genussmittel und Gewürze im ländlichen Haushalt. Husum 2001, Seite 30 f.

115 Seidel, Brigitta: Kolonialwaren. Genussmittel und Gewürze im ländlichen Haushalt. Husum 2001, Seite 61

116 Seidel, Brigitta: Kolonialwaren. Genussmittel und Gewürze im ländlichen Haushalt. Husum 2001, Seite 64

117 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seiten 54, 120

118 Seidel, Brigitta: Kolonialwaren. Genussmittel und Gewürze im ländlichen Haushalt. Husum 2001, Seite 20

119 Beyer, Jan-Ole: Die Kulturgeschichte des Tabaks - eine Übersicht. Berlin 2001, unter: extern> http://binaerwelt.de/downloads/tabakgeschichte.pdf (abgerufen am 25.02.2013)

120 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seite 18

121 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seite 18

122 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/ Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seite 20

123 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/ Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seiten 16 - 17

124 Kühn, Hans Joachim: Gestrandet bei Uelvesbüll. Wrackarchäologie in Nordfriesland. Husum 1999, Seiten 91, 94, 95

125 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/ Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seite 20

126 Panten, Albert A.: Das Leben in Nordfriesland um 1600 am Beispiel Nordstrands. In: Hinrichs, Boy (Hrsg.): Flutkatastrophe 1634. Natur - Geschichte - Dichtung. Neumünster, 2. verbesserte Auflage 1991, Seite 80

127 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seite 6

128 Rachau, Jens-Peter: Der Rinder- und Ochsenhandel an der westlichen Nordseeküste im 18. und 19. Jahrhundert. Husum 2011, Seite 117

129 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/ Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seite 20

130 Krünitz, Johann Georg/Floerken, Friedrich Jakob/Flörke, Heinrich Gustav: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus-, und Landwirthschaft. Band 179. Berlin 1842, Seite 18

131 Überliefert in Christian Scrivers 'Seelen-Schatz', der Sammlung seiner in Magdeburg gehaltenen Predigten, auszugsweise in: siehe Anmerkung 141

132 Ötsch, Walter; Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Volkswirtschaftslehre: Arbeitspapier Nr. 9826. Zur Geschichte und Zukunft von Grundkategorien des ökonomischen Denkens: Raum, Zeit, Objekt und Ich, November 1998. Wien 2001

133 Lohmeier, Dieter (Hrsg.): Jürgen Andersen und Volquard Iversen, Orientalischen Reisebeschreibungen in der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669. Kommentierter Neudruck. Tübingen 1980, Seiten 120, 122

134 Aliscir, Emir (Pseudonym für Willing, Daniel): Alter und Neuer Asiatischer Sitten/ Trachten/ Götzendienst/ Grausamkeiten und Landschafften Calender/ Auf das Jahr M.DC.LXXVII. / Zum ersten mal mitgetheilet/ durch Emir Aliscir/ gebornen Indianer aus Cambaja. Nürnberg 1676.

Im Internet veröffentlicht durch die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Jena. ID Signatur: KAL1:1677(50K), unter: extern> http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpvolume_00085399?XSL.view.objectmetadata.SESSION=false (abgerufen am 25.02.2013)

135 Düriegl, Günter: Geschichte der Belagerung Wiens. In: Historisches Museum der Stadt Wien (Hrsg.): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau - 1683. Salzburg und Wien 1982, Seiten 131, 147

136 Waitz, Georg: Schleswig-Holsteins Geschichte in drei Büchern. Zweiter Band: zweites Buch. Göttingen 1852, Seite 639

137 Waitz, Georg: Schleswig-Holsteins Geschichte in drei Büchern. Zweiter Band: zweites Buch. Göttingen 1852, Seite 641

138 Schmidt, Werner: Friedrich I.. Kurfürst von Brandenburg, König in Preußen. München 2004, Seite 19

139 Panten, Albert: Zum Klixbüller Wappen. In: Dorfchronik Klixbüll. Gemeinde Klixbüll (Hrsg.), 1. Ausgabe Klixbüll 1997, Seite 11

140 Waitz, Georg: Schleswig-Holsteins Geschichte in drei Büchern. Zweiter Band: zweites Buch. Göttingen 1852, Seite 643

141 Konitzki, Wolf-Rüdiger: Ein Streifzug durch die Chroniken der Kirchspiele Braderup und Klixbüll. In: Dorfchronik Klixbüll. Gemeinde Klixbüll (Hrsg.), 1. Ausgabe Klixbüll 1997, Seite 153

142 Klett, Manfred, Gemeinde Owschlag (Hrsg.): Hüttener Chroniken. Chronik der Gemeinde Owschlag. Selbstverlag des Amtes Hütten 1993, Seiten 385 ff.

143 Hubrich-Messow, Gundula (Hrsg.): Sagen aus Schleswig-Holstein. Husum 2001, Seite 138

144 Müllenhoff, Karl: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Vierte Auflage. Kiel 1845, Seite 321